Kirchenchor "Cäcilia"
120 Jahre im Dienst der "musica sacra"
Langwierige und beharrliche Bemühungen hatte es die Roisdorfer seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gekostet, die Loslösung von der Pfarrei Alfter und die Errichtung einer Pfarrgemeinde Roisdorf zu erwirken. Als Roisdorf im Jahre 1887 zunächst zum Pfarrrektorat erhoben wurde, oblag die Pflege des Kirchengesanges noch den von Lehrer Habbig geleiteten Schulkindern, die je nach der Festzeit Kirchenlieder und Choralweisen für den Gottesdienst einstudierten. Hin und wieder wurde ein Bonner Kirchenchor hinzugezogen. Auch wenn dies nicht zu den seitens der kirchlichen Behörden vorgeschriebenen Voraussetzungen gehörte, so erschien es Rektor Josef Heilgers doch dringend erforderlich, bei der bevorstehenden Erhebung zur eigenständigen Pfarrgemeinde einen Kirchenchor vorweisen zu können. Im Jahre 1890 taten sich in der Tat acht sangeskräftige Männer und Jünglinge der Gemeinde zu einem Kirchenchor unter der Leitung des Lehrers Johann Heister zusammen. Als im Herbst 1891 Roisdorf zur Pfarrei erhoben wurde, konnte der „Gesang-Verein Cäcilia Roisdorf“, dem sich weitere Mitglieder angeschlossen hatten, diese freudige Begebenheit durch mehrstimmige Gesänge verschönern, ebenso wirkte der Chor ein Jahr später mit, als die Pfarrkirche St. Sebastian von Weihbischof Antonius Fischer feierlich geweiht wurde.
Eifrig widmeten sich die Sänger ihrer Aufgabe, die Liturgie durch ihren Gesang zu unterstützen, wobei die Singweisen dem damals einheitlich vorgeschriebenen römischen Choralbuch folgten. An besonderen Fest- und Feiertagen kamen bald bereits mehrstimmige Messen zur Aufführung, etwa jährlich beim Kirmesfest. Als Beispiel sei die Weihe der Glocken des neuen Kirchturms im Jahre 1897 erwähnt, von der die Pfarrchronik berichtet: „Nachmittags ½ 3 versammelten sich sämtliche Kooperationen und Vereine am Mineralbrunnen. 3 Uhr stellte sich der Festzug in folgender Ordnung auf: Musik, Kirchenchor, Gesangverein, Kirchenvorstand, Kirchliche Gemeindevertretung, Schützen, Paulusverein, Militärverein, Junggesellen. Die übrigen Einwohner schlossen sich an. ½ 4 Uhr bewegte sich der Zug zur Kirche.“
Aber auch an besonderen weltlichen Anlässen im Ort beteiligte man sich: So erklangen mehrstimmige Lieder bei Betriebsjubiläen der Fabrik Gammersbach und der Roisdorfer Brunnenverwaltung, bei den Vereinsjubiläen der Schützen und bei der Fahnenweihe des Kriegervereins. Ehrensache war es, bei der jährlichen Feier von „Kaisers Geburtstag“ den Monarchen mit einem Ständchen hochleben zu lassen.
Um die Weihnachtszeit gab der Verein jeweils ein Konzert oder eine Theateraufführung mit anspruchsvollem, orchesterbegleitetem Programm. So sollen das 1893 aufgeführte Stück „Stern von Bethlehem“ oder ,,Das Heiligtum von Antiochien“ vom Dreikönigstag 1895 Veranstaltungen gewesen sein, mit denen das ganze Dorf geschlossen ein besonderes Erlebnis hatte. Für den Abend des 2. Weihnachtstags des Jahres 1908 lud der Gesangverein Cäcilia in das Lokal des Jakob Roth ein. Geboten wurde im ersten Teil der Veranstaltung eine „Festfeier zu Ehren Sr. Heiligkeit Papst Pius X.“, die einen Festmarsch von Wilberger, Chorlieder und ein Duett von Sopran und Alt vorsah. Den zweiten Teil bildete „Ave Maria“, ein religiöses Ritterschauspiel mit Chören und Orchester von L. Lehnen. Der dritte Teil war eher humoristisch angelegt und bot etwa den „Traum einer Jungfrau“, Fantasie für Klavier, Violine und Cello, das Terzett „Bruder Lustig auf Reisen“ und das Gesamtspiel „Beim Quacksalber“. Von Feiertagskonzerten und Theateraufführungen kam man nach einiger Zeit ab, doch sollte der rein weltliche Gesangverein ,,Melodia“ diese Tradition weiterführen.
Noch nach Jahrzehnten erinnerten sich die Chormitglieder schmunzelnd an die seit der Gründungszeit gepflegten Ausflüge, gern an Rhein und Ahr, die offenbar in der Regel feucht-fröhlich und ausgelassenen endeten. Die Vereinsgemeinschaft pflegte man aber auch durch die tätige Sorge um kranke Mitglieder, wovon entsprechende Eintragungen von Geld- und Sachausgaben im von Peter Rech, einem späteren Laienbruder im Knechtstedener Orden, geführten Kassenbuch zeugen, so z.B. für Vesperbrot, das bei der Bestellung des Ackers eines erkrankten Vereinsmitglieds verzehrt worden war.
Die Chorproben, die anfangs in der Schule abgehalten wurden, verlagerten sich später in verschiedene Gastwirtschaften des Ortes, u.a. zu Weber (später Pütz/Badenheuer) und zu Kolf (später Rech, „Zur Wolfsburg“, später "Fratelli"). Aus der Wirtschaft Wirtz, wo man sich danach etabliert hatte, zog man aus, als diese in der Mitte der 1920er Jahre auf Anregung von Pfarrer Ignaz Goertz zum „Wohlfahrtshaus“ bzw. zum Kloster der „Töchter des Göttlichen Heilands“ umgebaut wurde. Man kehrte in das Gasthaus Rech zurück.
Der Erste Weltkrieg machte es dem Chor wegen der Einberufung einer Reihe von aktiven Sängern zum Kriegsdienst nicht leicht, seine Aufgaben in bisherigem Umfang wahrzunehmen. Drei der Chormitglieder sollten gar an der Front fallen. Überhaupt klafft in den Vereinsunterlagen über die Kriegszeit und die weitere Zeit des Chores bis 1930 eine Überlieferungslücke und auch die offizielle Chronik der Pfarrgemeinde St. Sebastian hilft hier nicht viel weiter. Man wird jedoch davon ausgehen dürfen, dass der Chor weiterhin ein wesentlicher Bestandteil des kirchlichen Lebens wie auch des dörflichen Vereinslebens war.
„40 Jahre Kirchenchor!“ vermeldete stolz das Protokollbuch des Chores im Jahre 1930: „Am Sonntag, den 17. August 1930, beging der hiesige Kirchenchor das Fest seines 40jährigen Bestehens in einem ernsten-feierlichen Rahmen. Grund zum festlichen Begehen dieses Tages bestand um so mehr, weil der Verein von Stiftungsfesten im allgemeinen Abstand nimmt, und es demselben wegen des Weltkrieges nicht vergönnt war, sein 25jähriges Bestehen zu feiern.“ Man beging das 40jährige Stiftungsfest mit einem Festhochamt, in dem die „Missa Franziskus Xaverius“ erklang und als Einlage ein „Jubilate Deo“ gesungen wurde. Sogar einige Gründungsmitglieder des Chores konnten noch geehrt werden. Zum Programm des Festjahres gehörte auch ein Ausflug, der den Chor nach Altenberg/Sieg an die erste Wirkungsstätte des Dirigenten Heister führte, und den man später – aus welchen Gründen wird verschwiegen – als „berühmt“ bezeichnete.
Auch wenn die Nachrichten hierüber weiterhin spärlich sind: Das Chorleben hatte sich in den 1920er Jahren offenbar wieder konsolidiert. Ein bis heute unverzichtbares Element des Chorlebens wird erstmals für das Jahr 1931 erwähnt: das gemeinsame österliche Eieressen, für das der Chor – übrigens noch bis in jüngste Zeit – am Gründonnerstag Eier bei den Roisdorfer Familien sammelte, dies in Konkurrenz zu den Messdienern, die sich ebenfalls für ihre Dienste für die Pfarrgemeinde Eierspenden erhofften.
Eine Werbeaktion für die inaktive Mitgliedschaft im Chor war im Jahre 1932 sehr erfolgreich: die Zahl der Mitglieder stieg von 34 auf 104. Weiterhin ist für dieses Jahr von einem Ausflug nach Oberwinter die Rede – man führte also damals auch die Tradition der fröhlichen Rheinreisen fort. Auf dem Stiftungsfest erklang die neu einstudierte Messe vom hl. Anno.
Höhepunkt im Leben des Chores dieser Zeit war neben dem 75. Geburtstag des Gründungsdirigenten Hauptlehrer Heister im Jahre 1934 das 50jährige Priesterjubiläum des Pastors Ignaz Goertz am Himmelfahrtstag des Jahres 1935. Das ganze Dorf beteiligte sich an dem umfangreichen Festprogramm, das morgens mit der „Aufstellung der Korporationen an der Pastorat zur Abholung des Jubilars zur Kirche nach festgesetzter Reihenfolge“ begann, woran sich ein Festhochamt und eine Gratulationsfeier im Wohlfahrtshause „unter Beteiligung der Schulkinder, der Jungfrauen- und Mütterkongregation, des Kirchenvorstandes sowie der Vertreter der Ortsbehörde und der Vereine“ anschlossen. Nachmittags folgte eine Versammlung im Festlokale Unkelbach, die neben dem Gesangverein Cäcilia von dem Gesangverein Melodia sowie vom Männergesangverein musikalisch umrahmt wurde. Abends erfolgte ein Fackelzug durch die Brunnenstraße mit Schlussfeier an der Pfarrkirche.
Zur Einführung von Albert Hartmann, dem Nachfolger von Ignaz Goertz als Pfarrer von Roisdorf, im folgenden Jahr sang der Chor ,,Lass Jehova hoch erheben“ und „Confitebor“. Natürlich sollten sich die Mitglieder des Chores im Jahre 1938 zusammen mit den übrigen Gemeindemitgliedern in den Begräbniszug des beliebten Pfarrers Goertz einreihen.
Hauptlehrer Heister, der sich weit über den Chor hinaus große Verdienste im Dorf erworben hatte, war damals nicht mehr dabei. Er war 1936 gemeinsam mit fünf aktiven Sängern, aus dem Chor ausgeschieden – „nicht ganz freiwillig“, wie es in einem späteren Bericht heißen sollte. Gleichwohl ehrte ihn der Chor bei seinem Tod im Jahr 1937 bei einem feierlichen Requiem und Abschiedsliedern am offenen Grab.
Mit jugendlichem Elan übernahm seinen Dirigentenstab der neu angestellte Organist Willi Weber. Von seinen Fähigkeiten konnte sich die Gemeinde an Ostern 1937 überzeugen, als der Chor mit der Neueinstudierung der Missa „Stella maris“ von Max Filke aufwartete. Beim Weihnachtsfest erklang erstmals die Messe zu Ehren des hl. Josef von Heinrich Lehmacher.
Die nationalsozialistische Herrschaft warf ihre Schatten indes auch auf den Kirchenchor: Im Rahmen der Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Kräfte wurde er 1939 gezwungen, dem „Deutschen Sängerbund“ beizutreten. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs brachte für manchen aktiven Sänger die Einberufung zur Wehrmacht, doch vermochten die Verbliebenen weiterhin den Chorgesang bei der Liturgie aufrecht zu erhalten. Von ausgelassenen Feiern und fröhlichen Ausflügen konnte nun freilich nicht mehr die Rede sein. Selbst das traditionelle Eieressen am Osterdienstag sollte für lange Zeit unterbleiben.
Krieg und Gewaltherrschaft griffen immer stärker und bedrückender in das Leben der Roisdorfer und ihrer Pfarrgemeinde ein – sinnfälliges Zeichen hierfür war, dass im Jahre 1942 die Gemeinde gezwungen war, das Bronzegeläut des Kirchturmes, das erst 1925 als Ersatz für das im Ersten Weltkrieg eingeschmolzene Geläut unter großen Mühen angeschafft worden war, für Kriegszwecke herzugeben. „Das Opfer der Kirchenglocken ist nur ein kleines, im Vergleich zu jenen Opfern, die da gekennzeichnet sind mit den Worten: gefallen, vermisst, schwer kriegsbeschädigt, fliegergeschädigt und so fort. Möge der Herrgott auch uns Roisdorfern bald als vollen Lohn für all diese Opfer ein freies Deutschland schenken!“ – so lautete der gewagte, weil zweideutig lesbare öffentliche Kommentar des neuen Pfarrers Mattias Ossenbrink, eines entschiedenen Gegners des Nationalsozialismus.
Dennoch ließ man es sich nicht nehmen, auch und gerade in dieser schweren Zeit die Feier des 50jährigen Bestehens der Pfarrei zu begehen – wenn dies auch nur in vergleichsweise bescheidenem Rahmen geschah. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete das Christkönigsfest des Jahres 1941, das ungestört am frühen Morgen seinen Anfang nehmen konnte, da, wie die Pfarrchronik eigens vermerkt, „die gefürchteten englischen Flieger in der vorhergehenden Nacht ausblieben.“ Die mit Fahnen und Girlanden festlich geschmückte Pfarrkirche war beim Festhochamt angefüllt mit Gläubigen, der mehrstimmige Vortrag von „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ durch den Kirchenchor bildete die würdige Eröffnung der Feier.
Als bemerkenswert erscheint in dem Bericht: „Der Kirchenchor sang in seiner neuen Zusammensetzung aus Männer- und Frauenstimmen“. Offenbar hatte man aus der Not, dass die Männer an der Front Dienst tun mussten, die Tugend gemacht, nun auch Frauen als aktive Chormitglieder aufzunehmen. 40 junge Frauen folgten damals der Einladung zur Mitwirkung im Chor und waren fortan eifrige Mitsängerinnen. Im August 1941 hatte der Chor als erstes Opfer des Krieges aus seinen Reihen Johann Cronenberg zu beklagen, vier weitere Mitglieder sollten ihm folgen, fünf weitere noch 1950 als vermisst gelten.
Mitten in die Kriegszeit, auf das Fest Mariä Himmelfahrt des Jahres 1942, fiel auch die Weihe einer neuen Orgel, welche die kleine alte Orgel, die seinerzeit aus dem Endenicher Kloster zur Ewigen Anbetung beschafft worden war, ersetzen sollte. Geboren auf einem Stiftungsfest des Kirchenchors im Jahre 1932 hatte man die Idee der Anschaffung einer dem großen Kirchenraum angemessenen Orgel im Jahre 1940 weiterverfolgt und hierzu Kollekten veranstaltet. „Das Risiko zum Bau hatte mit Zustimmung des Pfarrers Hartmann der Kirchenchor übernommen. Es wird diesem letzteren stets zu großer Ehre gereichen, dieses herrliche Werk errichtet und die Erledigung der Rechnung bis zum letzten Heller ohne Schwierigkeiten durchgeführt zu haben“, vermerkte hierzu die Pfarrchronik. Es handelte sich um ein Werk der Bonner Firma Johannes Klais, das auch heute noch in der neuen Pfarrkirche gute Dienste tut. Pfarrer Ossenbrink nahm die Orgelweihe im Rahmen des Festhochamts vor, das wegen Fliegeralarms um eine Stunde hatte verschoben werden müssen. Einladungen hierzu waren an die benachbarten Kirchenchöre und deren Dirigenten und an verschiedene interessierte Persönlichkeiten ergangen. Bei der nachmittäglichen Andacht zog Domorganist Hans Bachem die Zuhörer mit einer Demonstration der klanglichen Möglichkeiten der neuen Orgel in den Bann. „Der Kirchenchor mit seinen ausgezeichneten Damen- und Herrenstimmen übertraf in seinen Liedervorträgen sich selbst“, notierte Pastor Ossenbrink später zu diesem Ereignis.
Fand 1943 nochmals eine kirchenmusikalische Andacht zum Sebastianustag statt, bei der ein von Willi Weber selbst komponiertes „Benediktus“ aufgeführt wurde, so standen, wie man im Nachhinein bemerkte, „die kommenden Jahre mehr unter dem Zeichen des Fliegeralarms denn des Chorgesangs.“ Gleich nach Kriegsende indes bemühte sich der Chor darum, die alte Aktivität erneut zu entfalten. Bereits im August 1945 führte man die Messe „St. Franziskus“ mehrstimmig auf. Zum Christkönigsfest dieses Jahres lud der Chor zu einem Lichtbildvortrag über das Heilige Land im Saale Pütz, musikalisch untermalt durch Chorgesang und Darbietungen des Streichquartetts Bonn. Das 25jährige Priesterjubiläum von Pastor Ossenbrink gestaltete man 1946 mit der Missa „Salve Regina“ unter Orchesterbegleitung sowie bei der nachmittäglichen Andacht unter Mitwirkung auswärtiger Solisten, wobei Werke von Beethoven, Händel und Hummel zur Aufführung kamen. 1947 brachte man die Messe „Assumpta est Maria“ von Michael Haller zu Gehör.
Ein Großereignis, das für die gesamte Gemeinde als Zeichen des Endes der entbehrungsreichen unmittelbaren Nachkriegszeit gelten konnte, war zu Beginn des Jahres 1948 die Einholung und Weihe des neuen Geläutes. Nach den bitteren Erfahrungen des zweimaligen Verlustes des wertvollen Bronzegeläuts innerhalb weniger Jahrzehnte hatte man Stahlglocken gießen lassen. Zur Weihe der vor der Kirche aufgestellten Glocken sang der Chor das Lied „Jauchzet dem Herrn“, worin die Pfarrangehörigen gewiss innerlich mit Freuden einstimmten.
Ein Dekanatfest der Kirchenchöre der südlichen Dekanathälfte in Roisdorf vereinte im gleichen Jahr die Kirchenchöre von Roisdorf, Oedekoven, Lessenich, Gielsdorf, Bornheim und Alfter. Auch die Beteiligung des Chores an weltliche Festen und Jubiläen des Dorfes wird nun wieder erwähnt, so sang man 1948 unter großem Beifall auf dem Stiftungsfest des Mandolinenclubs. Zur Gründung der Kolpingsfamilie 1948 kam die Hermann-Josef-Messe zum Vortrag. Bei einer Feierstunde der Kolpingsfamilie mit der Pfarrgemeinde gab eine Spielschar unter Mitwirkung des Kirchenchors und des Mandolinenclubs das Adventsspiel „Die Herbergssuche“. Auch die Vereinsausflüge lebten wieder auf, so im Jahre 1949 nach Boppard am Rhein.
Ganz im Zeichen des 60jährigen Stiftungsfestes stand das Jahr 1950. Nicht auf der Orgelempore, sondern vor dem Chorraum der Pfarrkirche sollte sich beim Festhochamt im Juni die große Schar der 91 Sängerinnen und Sänger versammeln. Um hierfür Platz zu schaffen, bauten Mitglieder des Kirchenchors die im Rahmen der liturgischen Erneuerung als überflüssig erachtete Kanzel ab. Einen provisorischen Ambo installierte man am Eingang zum Chor. Nachdem am Vorabend im Saale Pütz unter Mitwirkung des Bonner Instrumentalvereins ein „Straussabend“ gegeben worden war, sang der Chor im Hochamt, bei dem der Franziskanerpater Walram die Festpredigt hielt, die D-Moll-Messe von Johann Baptist Hilbert mit Orchesterbegleitung. Zwei Wochen später beschloss der Kirchenchor das Jubiläumsjahr mit einem Sonntagsausflug mit dem sog. „Klingenden Rheinländer“, einem Extrazug der Bundesbahn, nach Heidelberg.
Gewiss bedeuteten die 1950er und 1960er Jahre eine besondere Aufbruchszeit des Chores, in dem man sich, getragen von einer lebendigen Pfarrgemeinde, frei und kreativ entfalten konnte, in der das Engagement für die musikalische Gestaltung der Liturgie sowie der Feste im Ort auch und gerade für junge Gemeindemitglieder attraktiv erschien. Bis zu 50 Anlässe pro Jahr, bei denen der Chor in Roisdorf selbst oder andernorts auftrat, wurden in den jährlichen Berichten verzeichnet. Als Beispiel verzeichnet die Pfarrchronik für das Jahr 1952 die Mitwirkung bei der Festfeier aus Anlass des 25jährigen Wirkens der Kongregation der „Töchter des Göttlichen Heilands“ in Roisdorf. Nachdem morgens die Hl. Messe unter Mitwirkung des Kirchenchors stattgefunden hatte, wobei die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert erklungen war, untermalte man abends im Kindergarten des Wohlfahrtshauses unter Anwesenheit der Ehrw. Mutter Oberin aus Wien einen kleinen Festakt.
Regelmäßig traf man sich auf Dekanatsfesten zu Erfahrungsaustausch und freundschaftlichen Wettbewerb mit anderen Kirchenchören, wobei der Roisdorfer Kirchenchor wohl bestehen konnte. So sang er z.B. im Jahre 1959 in Verbindung mit anderen Kirchenchören des Dekanats aus Anlass der 46. Verbandstagung des Reichsverbandes katholischen Kirchenangestellten in der neuen Beethovenhalle in Bonn Lieder von Bach, Buxtehude und Händel.
Die gemeinschaftlichen Ausflüge des Chors wurden gleichfalls erneut zur Institution. So machten die Mitglieder des Kirchenchors im Jahre 1955 ihren Jahresausflug mit dem sog. „Gläsernen Zug“ der Bundesbahn über Bonn-Euskirchen-Gerolstein nach Trier. Dort erfolgte eine Rundfahrt unter der Führung eines Theologiestudenten, bevor es über Reil an der Mosel zurück nach Roisdorf ging. 1959 fuhr man mit einem Diesellock-Zug nach Frankfurt/Main, wo es den Flughafen, den Zoologischen und Palmengarten zu besuchen galt, bevor man auf der Rückreise in Braubach am Rhein einkehrte.
Mit berechtigtem Stolz auf das in dieser Zeit im Dienst der musica sacra Geleistete konnte man zum Cäcilienfest des Jahres 1960 das 70. Stiftungsfest begehen. Man tat dies mit einer Festversammlung Saale Badenheuer und einem feierlichem Hochamt, bei dem man die vierstimmige Messe „Salve Regina Pacis“ von Heinrich Huber mit Orchesterbegleitung aufführte. Dieselbe Messe erklang auch einige Monate später im Jahre 1961 anlässlich des 40. Priesterjubiläums von Pastor Ossenbrink, der gleichzeitig den 20. Jahrestag seines Wirkens als Pfarrer von Roisdorf mit einem Festgottesdienst feierlich beging.
Waren in der Vergangenheit die Stiftungsfeste des Chores in der Regel in Abständen von Dekaden in besonderer Weise gefeiert worden, so machte man im Jahre 1965 anlässlich des 75. Stiftungsfestes eine Ausnahme. Höhepunkt des Jubeljahres war aber nicht das feierliche Hochamt, bei dem die die Messe in D-Dur von Hilber erklang, nebst obligatorischer anschließender Feier und gemütlichem Beisammensein sowie weiterem Festprogramm, vielmehr unternahm man bereits einen Monat vorher eine mehrtägige Fahrt nach Rom. Dort überreichte im Rahmen der allgemeinen Audienz im Petersdom Papst Paul VI. dem Dirigenten Willi Weber und den Vorsitzenden Peter Fassbender eine bronzene Plakette mit seinem Bildnis. Er entließ sie mit dem Segen für sie selbst und insbesondere für die Kinder der Pfarrei – für alle, die die anstrengende Reise auf sich genommen hatten, ein unvergessliches Erlebnis.
Auch das 80jährige Jubiläum – inzwischen war auf Mattias Ossenbrink Pater Dr. Servatius Vossen als Roisdorfer Pfarrer gefolgt – wurde im Juni des Jahres 1970 mit einem Festkommers begangen. Dieser fand im Saale Badenheuer statt, der zu dieser Zeit – noch ging man von lediglich einer Renovierung der Pfarrkirche aus – als Notkirche diente, in der die Sonn- und Feiertagsmessen der Pfarrgemeinde abgehalten wurde. Beim Festkommers trat neben dem Kirchenchor auch der Werkchor F. & G. Carlswerk AG Köln-Mülheim auf sowie die aus dem Mandolinenclub hervorgegangenen Musikfreunde Roisdorf. Grußworte befreundeter Chöre, u.a. des noch bestehenden Roisdorfer Männergesangvereins, ergänzten das abwechslungsreiche Programm des Abends. Bei dem zwei Wochen später stattfindenden Festhochamt wurde erneut die Messe „Regina pacis“ von Heinrich Huber aufgeführt.
Im Jahr 1972 erfuhr der Chor eine besondere Auszeichnung in Person ihres Vorsitzenden Peter Fassbender, der mit dem päpstlichen Orden „pro ecclesia et pontifice“ ausgezeichnet wurde. Pastor Dr. Vossen überreichte den Orden im Rahmen einer kleinen Feierstunde dem seit 56 Jahren aktiven Sänger, der damals bereits mehr als 30 Jahre lang Vorsitzender der Vereinigung war und an deren Entwicklung wesentlichen Anteil genommen hatte.
Unter den Aktivitäten des Chors in den 1970er Jahren sei seine Mitwirkung bei der Grundsteinlegung der neuen Pfarrkirche St. Sebastianus auf dem Gelände des abgebrochenen Clarenhofs im April 1973 sowie bei der Weihe der Kirche durch Weihbischof Dr. Hubert Luthe im September 1975 hervorgehoben – herausragende Ereignisse für die Roisdorfer Pfarrgemeinde und inzwischen in einer Zeit, in der mehr Kirchen geschlossen als neu gebaut werden, sehr seltene.
Die Fertigstellung des Baus der Pfarrkirche oblag dem Kirchenvorstand bzw. nach dem Weggang von Pastor Dr. Vossen ab 1973 dem neuen Pfarrer Leonhard Bleikertz, der nicht nur den Bau der Kirche umsichtig betrieb, sondern auch den eines ganzen neuen Pfarrzentrums um dieses herum. Pfarrer Mattias Ossenbrink lebte zu dieser Zeit noch als Ruheständler. Als er dann 1976 starb, sang der Kirchenchor seine Totenmesse sowie am Grab den Choral „Betrachtet ihn mit Schmerzen“.
1976 vollzog sich ein Wechsel in der Leitung des Chores: Nach vierzigjähriger Tätigkeit verabschiedete sich Willi Weber als Dirigent des Kirchenchores. Er war nach Johann Heister, der den Chor nicht weniger als 46 Jahre lang geleitet hatte, erst der zweite Dirigent von Cäcilia Roisdorf gewesen. In Dankbarkeit für seine langjährige und engagierte Tätigkeit ernannte man ihn im Jahre 1978 zum Ehrendirigenten.
Auf Willi Weber folgte Hermann-Josef Broich, hauptamtlich Kantor an St. Josef in Bonn, der sich vorgenommen hatte, den Chor zu neuen musikalischen Höchstleistungen anzuspornen. Dies gelang ihm glänzend mit der Jahre 1980 anlässlich des 90jährigen Bestehens des Chors aufgeführten „Krönungsmesse“, die Wolfgang Amadeus Mozart für vier Solostimmen, Chor und Orchester geschrieben hatte. Verstärkt wurden die Roisdorfer Sängerinnen und Sänger bei der Aufführung durch den Chor von St. Josef, mit dem man in dieser Zeit eine sehr enge Kooperation betrieb. Seine große gesangliche Professionalität stellte der Chor nicht nur bei der Festmesse unter Beweis, sondern auch bei einem abendlichen Festakt im Bornheimer Rathaussaal.
Mit ganz anderer kirchenmusikalischer Ausrichtung, doch auf nicht weniger hohem Niveau verstand es nach dem Weggang von Hermann-Josef Broich im Jahre 1981 der Studiendirektor Dr. Carl Fassbender, den Chor zu leiten. Die von ihm wiederentdeckte und neu herausgegebene Messe „Ne timeas Maria“ des Mailänder Domkapellmeisters Giovanni Giacomo Gastoldi (1556-1622) brachte er bereits zum Christkönigsfest des Jahres 1982 mit dem Roisdorfer Kirchenchor sowie dem Herseler Kirchenchor und dem von Beuel-Pützchen zur Aufführung – ein viel beachtetes Ereignis, bei dem den beteiligten Chören hohes Lob gezollt wurde.
Der Gedanke lag nahe, die 400 Jahre lang verschollene Messe an ihrem Ursprungsort, dem Mailänder Dom aufzuführen. Tatsächlich gelang es im Jahre 1983, dass die drei Chöre unter der Leitung von Dr. Fassbender das von Kardinal Giovanni Colombo zelebrierte Pontifikalamt zum Kirchweihfest des Mailänder Domes gestalten durften – ein Ereignis und eine Reise, von der die Chormitglieder heute noch schwärmen.
Neben den Höhepunkten des Chorlebens, wie etwa der feierlichen Umrahmung der Diakonenweihe des Roisdorfers Sebastian Josef Reuter im Kölner Dom im Jahre 1986, ist für die 1980er Jahre auch auf die mit viel Mühe und Liebe verbundene alltägliche Arbeit des Chores, auf ihre Mitwirkung bei Festmessen sowie bei mancherlei Feiern in Pfarrgemeinde und Dorf hinzuweisen. Die Proben hierfür konnten, nachdem sie in den Zeiten von Willi Weber in den Räumen der Pfarrbücherei in der Siegesstraße, dann auch in der Gastwirtschaft „Zur Wolfsburg“ abgehalten worden waren, ab 1984 im neu errichteten Pfarrheim St. Clara erfolgen, wo der große Saal gute räumliche, wenn auch begrenzte klangliche Voraussetzungen als Probenraum erfüllte. Die jährlichen, bisweilen mehrtägigen Ausflüge des Chores führten in dieser Zeit nicht mehr nur an Rhein und Mosel, sondern etwa nach Straßburg, Wien oder Helgoland.
„Die Pfarrgemeinde St. Sebastian in Bornheim-Roisdorf blickt 1990 auf ein 100-jähriges Bestehen zurück. Die lange Tradition ist für den Chor – aber auch für die Pfarrgemeinde – Gabe und Aufgabe zugleich. Die Sängerinnen und Sänger stehen auf den Schultern derer, die vor ihnen den Gottesdienst in Roisdorf mitgestalteten. Gleichzeitig bereiten Sie heute der Botschaft Jesu auf Ihre Weise den Weg in die Herzen der Gottesdienstgemeinde und helfen darüber hinaus mit, dass dieser Gottesdienst auch kommenden Generationen Heimat und Geborgenheit bietet. Zum Jubiläum grüße ich Chor und Pfarrgemeinde mit einem herzlichen Glückwunsch für die Zukunft und mit bestem Dank für alle Liebe und Mühe, die die Sängerinnen und Sänger investieren.“ Joachim Kardinal Meisner, im Vorjahr zum Erzbischof von Köln ernannt, sandte dieses Grußwort zur Feier des 100jährigen Bestehens. Zahlreiche weitere Grußworte von kirchlicher und weltlicher Seite würdigten das Wirken des Chores im damaligen Festheft.
Eröffnet wurde das Jubeljahr 1990 mit einer Eucharistiefeier am Patronatsfest der Roisdorfer Pfarrgemeinde im Januar, bei dem die „Missa brevis in B“ von Mozart zur Aufführung kam. Dem Chor standen neben einem kleinen Streichorchester die Solisten Gudrun Schröder (Sopran), Edith Krupp (Alt), Karl Broich (Tenor) und Eberhard Jansen (Bass) zur Seite. Bei der Hl. Messe am Vorabend des Pfingstfestes erklang, von einem Flötenquintett unterstützt, erneut die Missa „Ne timeas Maria“ von Gastoldi. Den Höhepunkt bildete dann im September ein feierliches Hochamt, bei dem der Chor, ebenfalls von Orchester und Solisten unterstützt, die „Missa in Honorem Sancti Dominici in C“ von Johann Michael Haydn sowie weitere Werke von Joseph Haydn und Georg Friedrich Händel sang. Den Reigen beschloss am Christkönigsfest die Aufführung der „Missa brevis in C“, der sog. „Spatzenmesse“, von Mozart, wobei wiederum Solisten und Orchester mitwirkten. Insgesamt ein ambitioniertes Festprogramm, das die hervorragenden sängerischen Fähigkeiten des Chores unter Beweis stellte.
Hohe Auszeichnungen wurden dem Chor anlässlich des 100jährigen Bestehens zuteil: Im Rahmen einer Festveranstaltung im Rathaussaal überreichte im September 1990 Monsignore Savelsberg als Vertreter des Generalvikariats in Köln die „Palästrina-Medaille“ des Allgemeinen Cäcilienverbandes für Deutschland und die deutschsprachigen Länder. Diese wird nach eingehender Prüfung Chören verliehen, die mehr als 100 Jahre lang die Liturgie regelmäßig durch gregorianischen Choral, mehrstimmige Kirchenmusik aller Stilepochen und deutsche Kirchengesänge mitgestalten. Der Chor umrahmte die Feier mit Werken von Francesco Foggia, Johann Michael Haydn und Domenico Cimarosa. Bereits zuvor war ihm im Mai 1990 von NRW-Kultusminister Hans Schwier in einer Feierstunde in Bochum die vom Bundespräsidenten gestiftete Zelter-Plakette verliehen worden, die für besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes vergeben wird – kirchliche und weltliche Auszeichnungen, die ebenso Würdigungen für das bisher Geleistete wie auch Verpflichtungen für die Zukunft darstellten.
Verschönert und bereichert wurde das Jubeljahr, das mit dem diesmal besonders festlich ausgestalteten Stiftungsfest zu Ende ging, durch befreundete und benachbarte Kirchenchöre aus Waldorf, Hersel-Uedorf, Bonn-Dransdorf, Niederkassel-Rheidt und Bonn-Pützchen, die das ganze Jahr über Festmessen in der Roisdorfer Pfarrkirche gestalteten.
Die Jahre seit dem großen Chorjubiläum des Jahres 1990 waren geprägt von stetiger und erfolgreicher Arbeit des Kirchenchors St. Cäcilia Roisdorf, die indes in aller Regel unspektakulär verlief. Als selbstverständlich, und daher nur selten eigens hervorgehoben und verzeichnet, galt weiterhin die feierliche Begleitung der Liturgie im kirchlichen Jahreskreis, sei es bei der Gestaltung der Hochämter an den Hochfesten wie Ostern und Weihnachten, Kirchweih- und Stiftungsfest, aber auch bei der Fronleichnamsprozession und weiteren Gelegenheiten. Gute Tradition, wenn auch von einem Großteil der Gemeinde kaum bemerkt, wurde etwa die vom Chor in der Woche vor Weihnachten musikalisch gestaltete Messe im Altenheim „Maria Hilf“. Im Jahre 2008 begleiteten etliche Sängerinnen und Sänger auf Wunsch von Präses Pastor Wolfgang Hages die Schiffswallfahrt nach Bornhofen musikalisch, unterstützt durch Mitglieder der Chöre aus Brenig und Bornheim.
Der Charakter der im liturgischen Rahmen aufgeführten Werke änderte sich in dieser Zeit entsprechend den allgemein in der Kirche zu beobachtenden, vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführten Gepflogenheiten: Standen in der Zeit des Chorleiters Dr. Carl Fassbender noch einheitliche Vertonungen des lateinischen und deutschen Messkanons im Vordergrund, so ging man nach dessen Weggang in der Zeit der Leitung des Chores durch Pastor Wolfgang Hages und dann durch Jan Groth zu einzelne Teile der Liturgie kommentierenden und begleitenden Liedern über. Zu besonderen Gelegenheiten greift man indes weiterhin auf das große Repertoire der klassischen und modernen mehrstimmigen Messen zurück.
Vielfältig war und ist dabei die Zusammenarbeit mit anderen Kirchenchören der Umgebung, sei es solchen des Seelsorgebereichs bzw. des Pfarrverbands oder solchen, die von den gleichen Chorleitern betreut werden. Gerade angesichts der geringen Mitgliederstärke der meisten Chöre ist es für größere Vorhaben unerlässlich, sich gegenseitig mit Chorsängern bei besonderen Vorhaben auszuhelfen. Zudem gibt eine solche Zusammenarbeit immer wieder neue Impulse für das kirchenmusikalische Wirken in der eigenen Gemeinde, bereichert sie die Sänger durch die Begegnung mit anderen, die sich gleichfalls für die kirchliche Chormusik begeistern.
Auch außerhalb der Liturgie erfreute der Chor in den vergangenen 20 Jahren die Roisdorfer vielfach mit seinem Gesang, bereicherte und verschönte er mit geistlichen und weltlichen Liedern die Feste und Feiern der Bevölkerung, etwa bei den Erntedankfesten in den Altenheimen oder bei der Totenehrung am Volkstrauertag, bei Goldhochzeiten, bisweilen sogar beim Maiansingen auf dem Dorfplatz. Großen Anklang fanden etwa die gemeinschaftlich mit den Musikfreunden Roisdorf veranstalteten Kirchenkonzerte der Jahre 2006 bis 2008.
Überhaupt konnte und kann der Chor als weiterhin unverzichtbarer und aktiver Bestandteil des Ortslebens gelten, was z.B. seinen sinnfälligen Ausdruck in der Beteiligung von jeweils 12-15 Mitgliedern des Chores an einer eigenen Gruppe im Weiberfastnachtszug findet. Anstoß hierzu gab im Jahre 2000, dass die aktive Sängerin Annelore Schmitz Roisdorfer Karnevalsprinzessin wurde und man sie seitens des Chores selbstverständlich mit einer Begleitgruppe ehrte. Im Jubiläunsjahre 2010 verkleidete man sich beim Zug als Gründungsmitglieder des Chores vor 120 Jahren.
Höhepunkt des Chorlebens ist auch heute in jedem Jahr das Stiftungsfest im November aus Anlass des Festes der hl. Cäcilia. Hier gilt es, auf die Aktivitäten im vergangenen Jahr Rückschau zu halten, langjährige und verdiente Mitglieder zu ehren sowie Planungen für das kommende Jahr vorzustellen. Wichtig ist hierbei auch die Ankündigung der jährlichen gemeinsamen Ausflüge: Alle zwei Jahre bietet der Chor seinen Mitgliedern sowie Freunden und Förderern einen mehrtägigen Ausflug. Ziele waren in den vergangenen Jahren etwa die Insel Usedom, das Erzgebirge, Berlin oder das Altmühltal. Eintägige Ausflüge in die weitere Umgebung werden in den übrigen Jahren durchgeführt.
Aus den vergangenen 20 Jahren des Wirkens des Kirchenchors Cäcilia soll im Folgenden nur einiges wenige schlaglichtartig hervorgehoben werden. So bot das Stiftungsfest des Jahres 1991 Anlass zu einer Rückschau auf die großen und aufwändigen Veranstaltungen im Jubeljahr 1990. Nach dem Festhochamt, das der Chor mit der „Festmesse in C“ von Anton Bruckner und der Motette „Hoch tut euch auf“ von Christof Willibald v. Gluck gestaltet hatte, standen beim Zusammensein im Pfarrheim einige besondere Ehrungen an.
Hierbei ging es nicht nur um die Würdigung von Sängern für die langjährige Mitgliedschaft, sondern vor allem um die Ernennung von Wilhelm Rech, der seit 43 Jahren dem Chor aktiv angehörte und davon 25 Jahre als erster Vorsitzender fungiert hatte, zum Ehrenvorsitzenden. In seiner Laudatio erinnerte Pastor Leonhard Bleikertz an das unermüdliche Engagement von Wilhelm Rech, der sich wie kein anderer für den Chor eingesetzt habe. Rech seinerseits brachte den Dank für die Ehrung zur allgemeinen Überraschung dadurch zum Ausdruck, dass er einen von ihm gestifteten Glaswandschank enthüllte, in dem die dem Chor anlässlich des Jubiläumsjahres verliehenen Plaketten und Ehrenurkunden – die Palestrina-Medaille sowie die Zelter-Plakette – im großen Saal des Pfarrheims künftig ausgestellt werden sollten. Die goldene Ehrennadel des Diözesanverbandes der Kirchenchöre erhielt Willi Kremer, der nicht nur seit 40 Jahren im Chor sang, sondern darüber hinaus sich als fleißiger und gewissenhafter Notenwart und Archivar verdient gemacht hatte. Bereits fünf Bildbände über das Arbeiten und Feiern im Chor hatte er zusammengestellt.
Ein besonderes Ereignis, wie es wohl nicht viele Kirchenchöre im Verlauf ihrer Geschichte vorweisen können, stand für den 5. Juni 1993 an: Die Uraufführung einer Messe für zweistimmigen Chor und Orgel, die niemand anderes als Chorleiter Dr. Carl Fassbender komponiert hatte. Mit dieser Messe zeigte sich Fassbender, der sich mit der Rekonstruktion und Wiederaufführung der Messe „Ne timeas Maria“ einige Jahre zuvor bereits als Musikwissenschaftler ausgewiesen hatte, nun der Öffentlichkeit auch als exzellenter Kirchenkomponist. Seine neue Messe hatte er, ungeachtet ihres beachtlichen künstlerischen Niveaus, ganz auf die Möglichkeiten der Aufführung durch von Laien getragene Kirchenchöre zugeschnitten. „Es ist eine leicht fassbare, harmonisch klingende und mit einprägsamen Motiven komponierte Messe, die auch mit einer kleinen Besetzung vorgetragen werden kann“, kommentierte der Vorsitzende des Kirchenchors, Paul Gäntgen. Der Chor bewältigte die Aufführung in der vollbesetzten Pfarrkirche mit Bravour, was in manch anerkennenden Worten beim anschließenden Umtrunk im Pfarrheim St. Clara zum Ausdruck gebracht wurde.
Im Rahmen des Festhochamts zum Cäcilienfest des Jahres 1994 wurde die neu komponierte Messe wiederum aufgeführt, doch erfuhr ihr festlicher Charakter gegenüber der Uraufführung im Jahr zuvor nochmals eine Steigerung: Die Orgelbegleitung des zweistimmigen Chors wurde durch ein Fagott unterstützt, zudem sang der Bassist Eberhard Jansen aus Bonn zwei Soloeinlagen. Auch die anschließende Ehrung der verdienten Chormitglieder – nicht zuletzt die von Eduard Alef, dem insbesondere für die glänzende Organisation der zahlreichen, und unvergesslichen Chorreisen während seiner 25-jährigen Mitgliedschaft gedankt wurde – wurde durch Einlagen Jansens untermalt, der u.a. Lieder aus bekannten Musicals zum Vortrag brachte. Der Ehrenvorsitzende Wilhelm Rech kommentierte dies begeistert: „Mit Jansen hat der Chor einen Joker gezogen, denn er hat der Messe und der Feier seinen bereichernden Stempel aufgedrückt.“
Das Festhochamt zur Roisdorfer Großkirmes des Jahres 1999 hatte nicht nur für die Sänger und Sängerinnen des Kirchenchors, sondern für die ganze Gemeinde eine ganz besondere Bedeutung: Sie galt der Verabschiedung von Dr. Carl Fassbender, der den Roisdorfer Kirchenchor 18 Jahre lang geleitet hatte, und der zum Ende des Jahres aus Altersgründen seinen Abschied von seinem Amt als Chorleiter nehmen sollte. Entsprechend aufwändig und feierlich wurde diese letzte große Auftritt von Fassbender gestaltet: Die vierstimmige C-Dur-Messe von Anton Bruckner sangen die vereinten Kirchenchöre von Roisdorf und von Beuel-Pützchen. Neben der Orgel erfuhren die Sänger eine instrumentale Begleitung durch ein Streichquartett und zwei Hörner. Hierfür hatte Fassbender Mitglieder des Bonner Beethoven-Orchesters gewinnen können.
Mit mehr als 300 Zuhörern war die Pfarrkirche St. Sebastian fast überfüllt, als in der Osterzeit des Jahres 1997 der Kirchenchor alle Freunde der sakralen Musik zu einer besonderen kirchenmusikalischen Andacht einlud: Im Mittelpunkt sollte neben Werken von Händel, Galuppi und anderen eines der bekanntesten Werke des venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi stehen, sein prächtiges „Gloria in D-Dur“. Fast zwei Jahre lang hatte der Chor das anspruchsvolle Werk einstudiert, das man nun, unterstützt von Mitgliedern des Akademischen Orchesters Bonn und von den Solisten Irene Hammann (Sopran), Edith Krupp (Alt) und Eberhard Jansen (Bass) zu Gehör brachte. Die Wirkung der eindringlichen Musik wurde noch dadurch gesteigert, dass auf den Hintergrund des Altarraums dem Text des Gloria entsprechende bildliche Darstellungen projiziert wurden. Den gelungenen Abend, gewiss die aufwändigste Leistung des Chors in der Zeit der Leitung durch Fassbender, kommentierte ein Bonner Musikkenner mit den Worten: „Es war eine in allen Details wohlüberlegte, trefflich abgestimmte, musikalisch und liturgisch überzeugende und die Zuhörer faszinierende Leistung.“
Gleich drei Chöre begeisterten im Januar 2008 das Publikum mit einem gemeinsamen Weihnachtskonzert in der Pfarrkirche St. Sebastian: Ermöglicht wurde dies durch den seit 2006 wirkenden jungen Chorleiter Jan Groth, der neben dem Roisdorfer auch die Chöre der Pfarrgemeinden St. Lambertus (Witterschlick) und Thomas-Morus (Bonn-Tannenbusch) leitete. Die Chöre boten ein stimmungsvolles Konzert, das von bekannten und eher unbekannten deutschen und europäischen Weihnachtsliedern aus mehreren Jahrhunderten bestimmt wurde und bei dem das zahlreich anwesende Publikum auch Gelegenheit erhielt, kräftig in den Chorgesang mit einzustimmen. Besonders zu Herzen ging den Zuhörern ein kleines Lied, das „op platt“ gesungen wurde: „Leev Chreskindche“. Es beschreibt die Sehnsucht, sich nochmals unbefangen wie ein kleines Kind dem „Krippchen“ des Heilands nähern zu können. Ebenso wie in Roisdorf bedachten die zahlreichen Besucher das gemeinsame Weihnachtskonzert der Chöre auch in Tannenbusch und in Witterschlick mit herzlichem Applaus.
Im Sommer des Jahres 2008 beging der Kirchenchor Cäcilia Bornheim sein 160-jähriges Jubiläum. Mit vielen Freunden feierte man im Pfarrzentrum St. Servatius ein großes musikalisches Fest, selbstverständlich auch mit den anderen Kirchenchören des Pfarrverbands, so auch dem Roisdorfer Chor, der die Sangesbrüder und -schwestern mit einer musikalischen Einlage erfreute.
120 Jahre Kirchenchor „Cäcilia“ Roisdorf, 120 Jahre Einsatz für die „musica sacra“, für die würdige Gestaltung der Liturgie – Gott zur Ehre und den Menschen zur Freude und Erbauung. Es sind 120 Jahre, in denen die Sängerinnen und Sänger unzählige schöne Stunden bei gemeinschaftlichen Aktivitäten verbrachten, sie zudem durch ihre Mitwirkung bei vielfältigen Festen und Feiern wesentlich dazu beigetragen haben, unseren Heimatort liebens- und lebenswert zu erhalten.
Der große Dank hierfür sei im Jubeljahr 2010 verbunden mit allen guten Wünschen für die Zukunft, vor allem dafür, dass sich auch in weiteren Generationen sangesfreudige und engagierte Menschen finden werden, die diese schöne und wichtige Arbeit fortführen. Mit Gottes Hilfe und dem Beistand der hl. Cäcilia als Patronin der Kirchenmusik sowie des hl. Sebastian als Patron der Pfarrgemeinde Roisdorf dürfte dies wohl gelingen.
Weitere Informationen zum Kirchenchor "Cäcillia" Roisdorf finden Sie auf den Internetseiten
www.kirchenchor.oas-roisdorf.de