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Wie spricht man Roisdorf korrekt aus? Teil 1: Von den Anfängen bis ins späte Mittelalter Teil 2: Von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jh. Teil 3: 20. Jahrhundert bis heute Kurze Geschichte in Reimform Die erste urkundliche Erwähnung Roisdorf unterm Hakenkreuz Roisdorf in der Bundesrepublik Deutschland

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Teil I: Von den Anfängen bis ins späte Mittelalter

Landschaft

Erdbeerkulturen beim Roisdorfer Sportplatz, 2014

Als fruchtbarer östlicher Abhang der Ville, eines dem Rheinischen Schiefergebirge linksrheinisch vorgelagerten Höhenzuges, schwingt sich das Vorgebirge in weiten Bögen von Bonn aus nach Norden. Das Vorgebirge ist keine Verwaltungseinheit, sondern eine historisch gewachsene Kulturlandschaft. Dass man die Dörfer zwischen Bonn und Brühl, unter ihnen auch Roisdorf, unter diesem Namen zusammenfasste, dürfte darin begründet sein, dass man sie als gleichartig empfand hinsichtlich ihrer geographischen Lage und der speziellen landwirtschaftlichen Gegebenheiten: Die besondere Fruchtbarkeit des Bodens, bedingt durch den wärmespeichernden Lössboden und die vor nordwestlichen Winden geschützte Lage, erlaubte seit jeher eine intensive Bewirtschaftung und Besiedlung.

Vorgeschichte

Karte der Hügelgräber oberhalb Roisdorfs

Zeugnis von den Menschen, die hier vor Tausenden von Jahren lebten, geben Hügelgräber an der Hangkante oberhalb von Alfter und Roisdorf, die bis in das 20. Jh. hinein deutlich im Gelände zu erkennen waren. Heute sind die Hügel völlig abgeflacht und allenfalls, wenn die Äcker dort frisch gepflügt sind, heben sich gelbbraune Stellen lehmigen Lössbodens von den sonst grobkiesigen, mageren Flächen ab. Ursprünglich waren die Hügel ein bis zwei Meter hoch und vier bis sechs Meter lang. Sie zeigten palisadenartige Randbefestigungen mit Pfählen und Reisig auf. Im Zentrum der Hügel fand man Brandbestattungen in Urnen, dazu Feuersteinklingen und steinerne Lanzenspitzen. Datiert werden die Bestattungen in die Bronzezeit und in die frühe Eisenzeit ab ca. 2000 bis wenige hundert Jahre vor Christus.

Römerzeit

Mittelalterlicher Ausbruchsgraben der römischen Wasserleitung

In römischer Zeit kam dem Vorgebirge erstmals die Funktion zu, Lebensmittel (Obst, Gemüse und Wein) für die nahen Städte Bonn und Köln zu liefern: Bonn als Garnisonsstadt, Köln als bedeutende Handels-, Handwerks- und Verwaltungsmetropole der römischen Provinz Niedergermanien. Reste römerzeitlicher Gutshöfe, sog. villae, fand man z.B. in den Nachbardörfern Botzdorf und Brenig. Sie sind auch in Roisdorf zu vermuten, doch hat man bislang keine konkreten Spuren ermitteln können. Ein bis heute sichtbares Zeugnis ist jedoch die Wasserleitung, die über insgesamt 95,4 km Länge hinweg das römische Köln mit qualitätsvollem, d.h. kalkhaltigem Wasser aus der Eifel versorgte. Sie war ca. 190 Jahre lang in Betrieb, bevor sie gegen Ende des 3. Jhs. bei Germaneneinfällen zerstört wurde. Sie verlief über den Villerücken hinweg, dann weiter am Vorgebirgshang entlang. Als Ausbruchsgräben sind die Reste der Wasserleitung im Wald oberhalb von Roisdorf noch zu erkennen.

Mineralbrunnen

Brunnenstube, 1930er Jahre

Mit dem Wunsch nach gutem und gesundem Wasser hat auch ein weiteres Zeugnis der Römerzeit in Roisdorf zu tun: Der Mineralbrunnen, dessen ausgemauerter Schacht noch aus römischer Zeit stammen dürfte. Der Brunnen lieferte und liefert bis heute mineralstoffreiches und damit heilkräftiges Wasser. Auf dem Grund des Brunnenschachts fanden sich zahlreiche Münzen, welche die Benutzung in römischer Zeit, ab etwa 100 n.Chr., belegen. Diese Münzen stellen Opfergaben an die guten Geister dieser Quelle dar, die man für deren gesundheitsfördernde Wirkung verantwortlich machte und die man sich zu verpflichten dachte bzw. denen man danken wollte. Ebenso fand man bronzene Finger- und Ohrringe, bunte Glasperlen und Gefäßscherben, zudem Münzen aus nachrömischer Zeit.

Fränkische Zeit

Zentralbereich Roisdorfs, 1950er Jahre

Im 4. und 5. Jh. n.Chr. ging die römische Herrschaft im Rheinland immer mehr verloren. Als friedliche Siedler, als Hilfstruppen für das Heer, aber auch als räuberische Horden gelangten immer neue Schübe von Einwanderern aus den rechtsrheinischen Gebieten ins Vorgebirge und verdrängten oder überlagerten die einheimische provinzialrömische Kultur. Das Vorgebirge wurde Teil eines fränkischen Königreiches bzw. des Merowingerreichs. Statt der z.T. aus Stein erbauten Gutshöfe entstanden Bauernhöfen aus Holz und Fachwerk, welche die Kerne der meisten der Dörfer des Vorgebirges bildeten. Auch die Ansammlung von Höfen, die man später Roisdorf nannte, dürfte in der fränkischen Siedlungszeit entstanden sein. Man vermutet als Bedeutung des Ortsnamens „Dorf des Rudo“ oder „des Rudizo“, aber vielleicht stellt der Name auch die Umformung einer römischen Bezeichnung („ad fontem russeam“ = „zum rostroten Brunnen“) dar. Bei Roisdorf rückte sumpfiges Gebiet unmittelbar an Osthang der Ville heran. Das in karolingischer Zeit zum Bonngau gehörende Dorf nutzte damit die geschützte Lage zwischen Hang und Sumpf.

Die erste urkundliche Erwähnung

ehem. Dietkirchener Hof

Erst in hochmittelalterlicher Zeit dürfte man, zwecks besserer Erschließung der fruchtbaren Hangbereiche, neben der Brunnenstraße, bis heute schlicht „das Dorf“ genannt, auch das später sogenannte Oberdorf besiedelt haben. Die erste urkundliche Erwähnung Roisdorfs im Mittelalter erfolgte im Jahr 1113 als „Ruchestorp“ und bezieht sich auf einen Hof, den das bei Bonn gelegene Frauenkloster bzw. spätere freiadlige Damenstift Dietkirchen hier besaß. Damals bestätigten Angehörige des Hofes ihre Entlassung aus der Leibeigenschaft. Der Hof lag am heutigen Oberdorfer Weg, auf halber Höhe des Vorgebirgshanges, und diente dem Weinbau, wie überhaupt ein Großteil der Roisdorfer Ländereien in Mittelalter und früher Neuzeit den Klöstern und Stiften des Umlands gehörten und von ihnen zur Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten genutzt wurden. Der 1603 erbaute Dietkirchener Hof wurde, ruinös geworden, Mitte der 1990er Jahre abgetragen.

Das Kölner Clarissenkloster verfügte ebenfalls über ausgedehnte Besitzungen in Roisdorf, die von dem ab der Mitte des 14. Jahrhunderts bezeugten Klarenhof aus verwaltet wurden.

Weltliche und geistliche Herrschaft

Kirche und Burg Alfter, Anfang 20. Jahrhundert

Roisdorf gehörte ebenso wie das übrige Vorgebirge vom hohen Mittelalter und bis zum Ende des 18. Jhs. zum Erzstift Köln. Die Kölner Erzbischöfe bzw. Kurfürsten waren damit nicht nur geistliche, sondern auch weltliche Herren. Die Verwaltung vor Ort oblag seit der Mitte des 15. Jhs. u.a. den sogenannten Herrlichkeiten, also Einheiten, die mehrere Dörfer umfassten, und mit denen vor Ort ansässige adlige oder ritterliche Geschlechtern belehnt wurden. Roisdorf war Teil der Herrlichkeit Alfter, welche die Dörfer Alfter, Birrekoven, Olsdorf und zeitweise auch Metternich und Endenich umfasste. Die Alfterer Burgherren hatten als Erbmarschälle des Erzbischofs ein angesehenes Ehrenamt an dessen Hof inne. Nach dem Erlöschen des sich nach Alfter benennenden Rittergeschlechts im 15. Jh. gingen die Herrlichkeit Alfter und das Erbmarschallamt an die Grafen von Salm-Reifferscheid über. In pfarrlicher Hinsicht gehörte Alfter mit Roisdorf zu Lessenich, bevor im 17. Jh. Alfter eine eigene Pfarrei bildete. Das Recht der Hebung des geistlichen Zehnten von Wein und Feldfrüchten in Alfter und Roisdorf lag bei dem Bonner Cassiussstift.

Die Ritter von Roisdorf

Sterffelshof, 1950er Jahre

In fast jedem größeren Dorf des Vorgebirges haben sich eine oder gar mehrere Burganlagen des Mittelalters im Kern erhalten. Die Dichte der Burgenlandschaft ist dabei durch besondere Fruchtbarkeit bedingt: Je ertragreicher eine Landschaft, desto gefährdeter, desto so enger rücken Burgen (Höhen- wie Wasserburgen) aneinander. Ein schlichter mittelalterlicher Wohnturm bildete den Kern des vor um 1970 abgerissenen sog. Sterffelshofs in Roisdorfer Oberdorf. Dieser Hof bzw. die ihm vorangehende Burganlage dürfte im 14. und 15. Jh. als Sitz eines eigenen, sich nach Roisdorf benennenden kurkölnischen Ministerialengeschlechts gedient haben: Als Ritter von Roisdorf werden so urkundlich 1320 Gozwinus, 1330 Johannes, 1351 Hermann genannt.

Paul von Rusdorf

Wappen des Hochmeisters Paul von Rusdorf

Bedeutendster und letzter nachweisbarer Vertreter des Geschlechts war Paul von Rusdorf, der zum Hochmeister des Deutschen Ordens und damit zum Herren über ein mächtiges Territorium an der südlichen Ostsee und über Besitzungen im ganzen Reich aufstieg. Geboren wohl in den 80er Jahren des 14. Jhs. durchlief er rasch wichtige Ämter in der Hierarchie des Ordens, bevor er 1422 zum Hochmeister gewählt wurde. In einer für den Deutschen Orden äußerst schwierigen Zeit - nach der verlorenen Schlacht von Tannenberg 1410 - bemühte er sich redlich darum, den weiteren Verfall der Ordensherrschaft zu verhindern, hatte hierin allerdings nur beschränkten Erfolg. Er starb 1441 und liegt in der St. Annenkapelle der Hochmeisterresidenz, der Marienburg an der Nogat, begraben.

Burg Metternichsberg

Metternichsberg, 1. Hälfte 18. Jahrhundert

Eine weitere mittelalterliche Burganlage Roisdorfs, der Metternichsberg, benannt nach der ihn über Jahrhunderte besitzenden Familie der Herren von Metternich, war der Vorgänger des heutigen Hauses Wittgenstein. Belege für den Besitz der Familie in Roisdorf finden sich ab der Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Erben des Herrmann von Metternich einen Hof, den später sogenannten Clarenhof, an Kölner Klarissenkloster verkaufte. Die Familie war verwandt mit Alfterer Herren, aber nicht identisch mit der namensgleichen Familie, aus der später Fürst Metternich hervorgehen sollte. Im 18. Jahrhundert sollte das Anwesen zu einem barocken adliger Landsitz, im 19. Jahrhundert zu der großbürgerlichen Villa Haus Wittgenstein umgestaltet werden.

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