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Die Konversion der exzentrischen Prinzessin

Armgard zur Lippe-Biesterfeld in Roisdorf

Haus Wittgenstein 1950er Jahre

Das idyllisch am Vorgebirgshang in einem großen Park gelegene Haus Wittgenstein, das seit 1934 als Roisdorfer Lager 1/193 des Reichsarbeitsdienstes diente, musste beim Anrücken der Amerikaner im März 1945 fluchtartig geräumt werden. Das Anwesen wurde von den englischen Besatzern beschlagnahmt und diente zunächst Behelfslazarett. 1946 bis 1952 wohnte dort eine bemerkenswerte Frau: Prinzessin Armgard zur Lippe-Biesterfeld, geboren 18.12.1883 als Freiin Armgard Kunigunde von Sierstorpff-Cramm in Bad Driburg/Westfalen. Von den Besatzungsbehörden wurde ihr Haus Wittgenstein als Wohnung angeboten.

Prinzessin Armgard zur Lippe-Biesterfeld

Armgard war in zweiter Ehe verheiratet mit Prinz Bernhard zur Lippe-Biesterfeld (+ 1934), Mutter von Prinz Bernhard der Niederlande, dem 2004 verstorbenen Gatten von Königin Juliana. Sie pflegte gute Beziehungen zu Hermine, der zweiten Frau von Kaiser Wilhelm II. im holländischen Exil, und nicht zuletzt hierdurch soll die Eheverbindung zwischen ihrem Sohn und Juliana zustande gekommen sein. Natürlich war sie Ehrengast bei deren Hochzeit 1937.

Nach Kriegsende konnte sie nicht zurück zu ihrem bereits 1944 von der SS beschlagnahmten, nun unter polnischer Verwaltung stehenden Gut Reckenwalde (Ost-Brandenburg, heute Woynowo). Sohn Prinz Bernhard kaufte daher Villa in Hilversum für sie, doch war eine allzu große Nähe zum Königshaus nicht erwünscht: Armgard – in ihrer Jugend nannte man sie „die tolle Lola“ – pflegte einen unkonventionellen Lebensstil, lebte bereits seit Jahren zusammen mit einem ehemaligen zaristischen russischen Gardehusar, dem Obersten Alexis Pantchoulidzew als Hausfreund und Reitlehrer.

Prinzessin Armgard und Oberst Pantchoulidzew beim Pferderennen in Düsseldorf

Prinzessin Armgard also residierte standesgemäß auf Haus Wittgenstein, ein kleiner Hofstaat umgab sie, so ihr Chauffeur Viktor Kaczmarek, der mit der Roisdorferin Margarete Engel verheiratet war, die das schöne Amt der „Beschließerin“ innehatte. Für die Roisdorfer war sie eine Attraktion: Man erinnert sich heute noch, dass sie Zigaretten rauchend im offenen Wagen durch Roisdorf fuhr. Sie war eine ausgesprochene Pferdenärrin, Rennsport war ihr Lust und Leben, in Jugend hatte sie selbst erfolgreich an Turnieren teilgenommen. Wenn ihre holländischen Enkelinnen zu ihr zu Besuch kamen, so spielten sie unbefangen mit den Dorfkindern. Gleichwohl wurden diese dazu angehalten, die jungen Prinzessinnen nicht mit ihren Vornamen, sondern mit "königliche Hoheit" anzusprechen.

Vor allem aber hat die Konversion von Prinzessin Armgard zum katholischen Glauben im Dorf einen tiefen Eindruck hinterlassen. Nach mündlicher Überlieferung störte die Prinzessin der Lärm der Glocken, die aus dem Kirchturm, gleichhoch wie das Haus Wittgenstein gelegen, herausdrang, und sie verlangte zunächst, dass die Schalllöcher zugemauert werden. Hierdurch aber kam sie mit Pastor Matthias Ossenbrink in Kontakt, es entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis, man traf sich etwa zum gemeinsamen Patiencelegen.

Pastor Matthias Ossenbrink

Über die Konversion zum katholischen Glauben verfasste Pastor Ossenbrink folgenden ausführlichen Bericht in der Pfarrchronik, der die Dinge jedoch anders und differenzierter darstellt. Einige darin enthaltene Aussagen zur Motivation des Konfessionswechsels sollen aus Respekt vor der Persönlichkeit der Prinzessin hier nicht wiedergegeben werden.

Die Konversion der Prinzessin Armgard zur Lippe-Biesterfeld

Bei Gelegenheit des Engelamtes aus Anlass des Todes der jüngsten Tochter des Fürsten zu Salm-Reifferscheidt in Alfter im Dezember 1950 war auch die mit dem Fürsthause gut bekannte Prinzessin Armgard zur Lippe-Biesterfeld anwesend. Sie begrüsste mich, den Pfarrer M.O. von Roisdorf nach den Trauerfeierlichkeiten bei einer Zusammenkunft der geladenen Gäste im Schloss des Fürsten. Als die Fürstin mich im Gespräch zur Besichtigung ihrer Hauskrippe einlud, äusserte die Prinzessin mir gegenüber ihr Vorhaben, ihren Enkelkindern, den Töchtern der holländischen Königin Juliane und des Prinzgemahls der Niederlande Bernhard, des Sohnes der Prinzessin, zur bevorstehenden Weihnacht eine Krippe zu schenken. Ich bot ihr beim Kauf meine Hilfe an und lud sie gleichzeitig ein, der Pfarrkirche in Roisdorf einmal einen Besuch zu machen und zwar in der Weihnachtszeit, um die Gelegenheit wahrzunehmen, unsere Weihnachtskrippe sich anzusehen. Die Prinzessin bewohnte seit 1946 Haus Wittgenstein in Roisdorf. Sie nahm die Einladung an und meldete ihren Besuch für einen Tag während der Oktav von Dreikönigen an. Zur Angegebenen Zeit konnte ich sie, die in Begleitung einer ihr bekannten Dame, Frau Plank gekommen war, am Kirchenportal begrüssen, um dann den Damen Kirche und Krippe zu zeigen. Beim Verlassen der Kirche bat die Prinzessin mich, ihr in den nächsten Tagen einen Besuch zu machen, sagte dann aber unvermittelt zu der sie begleitenden Frau Plank: „Oder soll ich es dem Herrn Pfarrer sofort sagen.“ Und fuhr, mir zugewandt fort: „Ich möchte katholisch werden.“ Daran hatte ich allerdings nie gedacht und versprach meinen baldigen Besuch.

Am nächsten Tage meldete ich mich an und wurde freundlichst von der Prinzessin in ihrem Salon empfangen. Meine erste Frage war, ob es der Prinzessin auch wirklich mit der Konversion ernst sei, worauf ich die Antwort erhielt: „Da kennen Sie mich aber noch nicht; was ich mir einmal vorgenommen habe, das führe ich auch durch!“ ...

... So reifte in Prinzessin Armgard im Laufe der Jahre der Entschluss, zum katholischen Glauben überzutreten. Diese ihre Absicht hatte sie schon vor längerer Zeit dem Fürsten auf Schloss Alfter und seiner Familie, mit er sie in ständigem gesellschaftlichem und freundschaftlichem Verkehr stand, kundgetan. ...

... Auch konvertiere sie mit Rücksicht auf ihre Enkelkinder am königlichen Hofe in Holland. Diese seien zwar Protestanten, sollten aber durch den Übertritt ihrer Grossmutter Achtung vor dem Glauben der katholischen Kirche bekommen.

So begannen wir mit dem Konvertitenunterricht. Durchschnittlich jeden zweiten Tag begab ich mich morgens 11 Uhr zum Haus Wittgenstein. Die Prinzessin zeigte sich sehr aufgeschlossen für die Glaubenswahrheiten der Kirche. Schwierigkeiten für deren bedingungslose Annahme hatte sie nicht. Oft sagte sie: „Ich bin ja eine Heidin“, weshalb sie ganz voreingenommen den katholischen Glaubens- und Sittenlehren gegenüberstand.

Da ich mich verpflichtet fühlte, meinen Bischof von dem Wunsche der Prinzessin, zur katholischen Kirche überzutreten, in Kenntnis zu setzen, bat ich um eine Audienz bei S.Eminenz, dem Hochwürdigsten Herrn Kardinal und Erzbischof Frings in Köln. Diese setzte ihrerseits ihre beiden Söhne, den Prinzen Aschwin, der in leitender Stellung am Museum in New-York arbeitet, und den Prinzen Bernhard in Holland von ihrem Vorhaben in Kenntnis, indem sie dieselben zugleich um ihre Stellungnahme bat. Prinz Bernhard antwortete seiner Mutter, es stehe ganz allein im Willensbereich der Mutter, welcher Religion sie angehören wolle. Prinz Aschwin hatte auch nichts einzuwenden gegen den Entschluss der Mutter, liess sie darüberhinaus aber wissen, dass er vor der katholischen Religion gegenüber allen anderen Religionen, die er kennengelernt habe, die höchst Achtung besitze. Prinzessin Armgard war sehr erfreut über diese zustimmenden Äusserungen ihrer Söhne und wurde durch dieselben in ihrem Entschluss noch bestärkt. Ihre Schwiegertochter, Königin Juliane von Holland, wurde zunächst über ihr Vorhaben nicht unterrichtet.

Auch in Roisdorf, eingeschlossen das Haus Wittgenstein, erfuhr niemand etwas von dem Vorhaben der Prinzessin. So kam der 2. Mai 1951, der Vigiltag von Christi Himmelfahrt. Am Nachmittag dieses Tages fand die Aufnahme der Prinzessin Armgard durch Pfarrer Ossenbrink in der Pfarrkirche zu Roisdorf statt. Zur vereinbarten Stunde, ich glaube 16 Uhr war es, fuhr die Prinzessin in Begleitung der Prinzessin Waldemar von Preussen als Taufpatin (diese war 2 Jahre vorher nach dem Tode ihres Mannes, eines Sohnes des Prinzen Heinrich von Preussen, zur katholischen Kirche übergetreten) an der Pfarrkirche vor. Ich empfing sie in Rochett und Stola und führte sie zunächst zum Maialtar, wo die Prinzessin längere Zeit in stillem Gebet verharrte. Dann nahm ich sie vor dem Hochaltar unter den vorgeschriebenen Zeremonien und Gebeten in die Kirche auf. Da bezüglich der Gültigkeit ihrer Taufe keine Gewissheit erlangt werden konnte, taufte ich sie auf Anordnung des Erzbischöflichen Generalvikariates in Köln bedingungsweise. Dann legte sie in der Sakristei die Beichte ab. Am Morgen des Festes Christi Himmelfahrt erschien sie, wieder in Begleitung der Prinzessin Waldemar, zur hl. Messe und nahm Platz in den für unsere Ordensschwestern reservierten Bänken. Die Roisdorfer Bevölkerung wunderte sich über ihre Anwesenheit, verhielt sich aber bei dieser ersten Gelegenheit wie bei gleichen in der Zukunft sehr rücksichtsvoll und voller Achtung. Bei der Kommunion der Messe schritt dann die Prinzessin zum ersten Male zum Tisch des Herrn. Wenn ich sie in den nächsten Tagen besuchte, sagte sie immer wieder: „Was bin ich glücklich!“

Nun wollte und sollte sie auch die hl. Firmung empfangen. Nach Rücksprache mit Exzellenz Weihbischof Stockums in Fischenich schlug dieser vor, am Feste Peter und Paul die Prinzessin im Kölner Dom in einer Chorkapelle nach dem Pontifikalamt selbst zu firmen. Da aber auf den 29.6. der Geburtstag des Prinzen Bernhard fällt, musste dieser Termin abgesagt werden. Etwas später trafen die Prinzessin und ich gelegentlich eines Besuches im Kölner Karmel dort zufällig mit S.Eminenz zusammen. Ich trug ihm den Wunsch I.Duchlaucht, gefirmt zu werden, vor und fragte den Herrn Kardinal, ob er selbst wohl der Prinzessin die hl. Firmung zu spenden bereit sei. Mit Freuden ging S.Eminenz auf diesen Wunsch ein und liess mich an einem der nächsten Tage schon wissen, dass er bereit sei, der Prinzessin am 10. August die hl. Firmung in der Privatkapelle des Erzbischöflichen Hauses zu spenden. An diesem Tage, dem Feste des hl. Laurentius, trafen die Prinzessin und mit ihr ihre Firmpatin die Fürstin zu Salm-Reifferscheidt und Dyck und ich selbst um 7 Uhr im Erzbischöflichen Hause in Köln-Bayenthal ein. Wir wurden in die Hauskapelle geführt. Kurz darauf betrat S.Eminenz die Kapelle in Begleitung seines Geheimsekretärs Dr. van der Grinten. Er begrüsste die Prinzessin in einer Ansprache, in der er zunächst betonte, dass dieser Tag sein 40. Weihetag sei; dann gab er, bezugnehmend auf das Fest des hl. Laurentius, der Prinzessin wohlwollende Worte mit auf den Weg. S.Eminenz feierte dann pontifikaliter die hl. Messe, während welcher er der Prinzessin, der Fürstin und dem Chauffeur der Prinzessin, Viktor Kaczmarek, der auf Wunsch der Prinzessin an ihrer hl. Firmung teilnehmen sollt, die hl. Kommunion. Nach der hl. Messe spendete S.Eminenz I.Durchlaucht, der Prinzessin, die hl. Firmung. Nachher verabschiedete der H.Herr Kardinal sich von jedem einzelnen von uns sehr herzlich. Die Prinzessin hatte am Nachmittag ihres Firmtages die unerwartete Freude, ihre beiden Söhne, die Prinzen Aschwin und Bernhard und die beiden ältesten Töchter der holländischen Königin und des Prinzen Bernhard auf Haus Wittgenstein in Roisdorf zu Besuch zu haben.

Als die Prinzessin bei ihrem nächsten Besuch bei Königin Juliane in Soest-Dyk ihre Schwiegertochter begrüsste, fragte letztere, was es neues gäbe, worauf die Prinzessin antwortete: Ich bin katholisch geworden. Die Königin: Du scherzest. Die Prinzessin: In solch ernsten Angelegenheiten scherzt man aber nicht. Die Königin zu ihrem Gatten: Ist es denn wirklich so? Dieser: Ja, es stimmt! Die Königin: Dann wirst Du wohl auch noch katholisch werden. Prinz Bernhard: Wer weiss! – Damit war auch die Königin unterrichtet und liess die Angelegenheit auf sich beruhen.

Kurze Zeit darauf fragte die Päpstl. Nuntiatur in Bad Godesberg telefonisch im Pfarrhaus zu Roisdorf an, ob es stimme, dass Prinzessin Armgard zur Lippe-Biesterfeld konvertiert habe, was sogleich bestätigt wurde. Darauf erhielt ich von der Nuntiatur einige Wochen später ein Schreiben, das ich I.Durchlaucht bekanntgeben sollte. In diesem Schreiben wurde der Prinzessin mitgeteilt, dass der Heilige Vater in Rom über die Mitteilung der Konversion der Prinzessin ausserordentlich erfreut gewesen sei, der Prinzessin von Herzen Glück wünsche und ihr seinen besonderen Segen spende. Das Originalschreiben überreichte ich der Prinzessin nach dem ich eine Abschrift desselben zu den Pfarrakten genommen hatte. Um ihren Dank für den hohen Päpstlichen Gunsterweis auszusprechen, bat mich die Prinzessin, beim Päpstlichen Nuntius Muench in Bad Godesberg um eine Audienz nachzusuchen. Dies wurde auch bald gewährt. Auf Wunsch der Prinzessin begleitete ich sie zur Audienz. In der Nuntiatur angekommen, wurden wir in den grossen Empfangssaal geführt, in dem schon bald S.Exzellenz der Nuntius erschien und uns dann sehr herzlich begrüsste. Bei der Unterhaltung erkundigte sich der H.Herr Nuntius vor allem nah den Beweggründen der Konversion der Prinzessin. Ungefähr eine halbe Stunde währte die Audienz, während deren sich der H.Herr Nuntius in Haltung und Rede sehr amerikanisch gab. Mit seinem bischöflichen Segen wurden wir entlassen. Beim Hinausgehen überreichte der Nuntius der Prinzessin und mir eine Medaille zur Erinnerung an die Feierliche Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.

Nachträge:
Im Februar 1952 machte Kardinal-Erzbischof De Jong Prinzessin Armgard einen Besuch.
Am 17. September 1955 hatte sie mit ihrem Sohne Prinz Bernhard der Niederlande Audienz beim Heiligen Vater Papst Pius XII.

Vortragekreuz der Prinzessin Armgard

Regelmäßig besuchte Prinzessin Armgard nach ihrer Konversion die Hl. Messe in der Pfarrkirche, natürlich nicht inmitten der Gemeinde, sondern entweder von der nicht einsehbaren Sakristei aus oder auf einem gesonderten Betstuhl. Die Lehrerin Fräulein Lucie Simon pflegte ihr dabei, wie berichtet wird, die Seiten des Gebetbuchs umzuschlagen. Sie stiftete der Pfarrgemeinde ein Vortragekreuz, das auch heute noch in Ehren gehalten wird.

Prinzessin Armgard, Pastor Ossenbrink und Priesteramtskandidaten auf Haus Wittgenstein

Berechtigter Stolz über die von ihm begleitete Konversion spricht aus dem Bericht von Pastor Ossenbrink, denn es ging hierbei ja nicht nur um die irgendeiner adligen Persönlichkeit. Königin Julianas Kommentar, ihr schmallippiges: „Du scherzest!“, erscheint hierfür bezeichnend: Die Konversion hatte politische Dimensionen, erst recht, wenn die Auskunft Armgards zutreffen sollte, dass sie aus Rücksicht auf ihre Enkelkinder die Konfession wechseln wollte. Die Niederlande und das niederländische Königshaus waren seit Jahrhunderten ein Hort des Protestantismus, und zum Katholizismus konvertierte Thronfolger wären undenkbar gewesen, hätten vielleicht gar das europäische Staatengefüge verändern können. Tatsächlich sollte die Enkeltochter Irene später konvertieren, um einen Katholiken zu heiraten, und damit ihre Anwartschaft auf die Thronfolge verlieren.

Armgard durfte schließlich, die alte Königin Wilhelmina hatte inzwischen zugunsten von Juliane abgedankt, doch nach Holland. Sie verließ Roisdorf im Februar 1952, und wohnte fortan auf Schloss Het Warmelo in Diepenheim in den Niederlanden. Nach Auskunft ihrer „Beschließerin“ Margarete Engel könnte man einen Roman über das Leben von Prinzessin Armgard schreiben. Trotz oder gerade wegen aller Exzentrik: Die Enkeltöchter Beatrix, Irene, Margriet und Christina liebten sie. Es wird berichtet, dass sie das Schloss Loo, wo die strenge Großmutter Königin Wilhelmina lebte, im Gegensatz zu Großmutter Armgards Schloss Warmelo, als „Kalteloo“ bezeichneten.

Armgard starb auf Warmelo am 24.4.1971, begraben liegt sie in Detmold.