In jedem Jahr ein neuer St. Martin
Eine besondere Roisdorfer Tradition
Während in den meisten Nachbarorten über Jahre und z.T. Jahrzehnte hinweg immer der gleiche Mann als St. Martin auftritt, ist dies in Roisdorf anders. In jedem Jahr bestellt der Martinsausschuss - ein Gremium, das sich aus Vertretern der den Martinstag organisierenden Vereine, Kindergärten und der Schule zusammensetzt - einen neuen Kandidaten. Hierbei wird stets darauf geachtet, als "Mäertesmann" jemanden auszuwählen, der sich durch seine ehrenamtlichen Aktivitäten um das Dorf verdient gemacht hat. Schließlich gilt es, den großen Heiligen St. Martin zu verkörpern - und nicht etwa nur, ihn darzustellen. Entsprechend wurde von den Schwestern des St. Josef-Heimes, die den römischen Soldatenmantel des St. Martin über viele Jahre aufbewahrt und gepflegt haben, großer Wert darauf gelegt, dass dieser nicht als "Kostüm", sondern als "Gewand" bezeichnet wird. Das Martinsamt darf somit durchaus als Anerkennung und Auszeichnung verstanden werden.
Wohl jeder, der einmal als St. Martin in die leuchtenden Augen der Kinder am Martinstag geschaut, die besondere Atmosphäre dieses Tages erlebt hat, erinnert sich dessen zeitlebens mit großer Freude. Es war daher nicht erstaunlich, dass im Frühjahr 2005 nicht weniger als 18 ehemalige Roisdorfer St. Martine aus den Jahren zwischen 1963 und 2004 der Einladung des Martinsausschussvorsitzenden Paul-Heinz Broel folgte, erstmals einen gemeinsamen Ausflug zu unternehmen. Das Ziel war natürlich nicht ein beliebiges, sondern eine der bedeutendsten Martinskirchen unserer Heimat, die Kirche Groß-St. Martin zu Köln. Bei der anschließenden Einkehr im Brauhaus "Zur Malzmühle" ließen es sich die ehemaligen St. Martine nicht nehmen ließen, nach einigen Runden Kölsch ihren Patron lautstark mit dem Lied vom "Hellije Zinte Mäertes" zu ehren.
Weitere Mäertesmänner, genaues Jahr unbekannt
1930er/ 1940er | Fuhs, Wilhelm | ||
1950er | Botz, Peter | Freiwillige Feuerwehr | |
1950er | Breuer, Christian | Freiwillige Feuerwehr | |
1950er | Jüssen, Wilhelm | Freiwillige Feuerwehr | |
1946? | Nettekoven, Josef | ||
Palm, Peter | |||
Pütz, Jakob | |||
1950er | Rech, Heribert | ||
Schlitzer, Karl | |||
1949? | Schmidt, Johann | ||
Tönnessen, Robert | |||
Vendel, Josef | |||
1950er | Werres, Johannes | Freiwillige Feuerwehr | |
1953? | 10.11. | Wirtz, Peter | |
Unkelbach, Wilhelm |
Liste der (uns bekannten) Roisdorfer Mäertesmänner
Jahr | Tag | Name | Verein |
1948 | 8.11.? | Wald, Hans | Freiwillige Feuerwehr |
1958 | 10.11. | Rech, Wilhelm | Kirchenchor |
1959 | 10.11.? | Schlitzer, Johann | Kirchenchor |
1963 | 10.11. | Schäfer, Karl | |
1964 | 10.11. | Jüssen, Wilhelm | |
1965 | 10.11. | Dahlen, Heinz | |
1966 | 10.11.? | Klemmer, Willi | Freiwillige Feuerwehr |
1967 | 8.11. | Schmitz, Werner | |
1968 | 8.11. | Schaden, Egon | |
1969 | 10.11. | Krings, Matthias | Kirchenchor |
1970 | 10.11. | Lersch, Gerd | TTC Roisdorf |
1971 | 10.11. | Klemmer, Matthias | Freiwillige Feuerwehr |
1972 | 10.11. | Dick, Heinz | Kolpingsfamilie |
1973 | 9.11. | Same, Franz | |
1974 | 8.11. | Pauly, Günther | Schulpflegschaft |
1975 | 10.11. | Mandt, Johannes | |
1976 | 10.11. | Fischer, Edgar | DRK Roisdorf |
1977 | 10.11. | Recht, Johannes | |
1978 | 10.11. | Dick, Toni | Kirchenchor |
1979 | 9.11. | Rech, Franz-Wilhelm | Musikfreunde Roisdorf |
1980 | 10.11. | Werres, Karl-Heinz | Schützenbruderschaft |
1981 | 10.11. | Reuter, Josef | Kolpingsfamilie |
1982 | 10.11. | Gäntgen, Paul | Kirchenchor |
1983 | 10.11. | Lersch, Ulrich | TuS Roisdorf |
1984 | 9.11. | Jung, Willi | KG Vorgebirgssterne |
1985 | 11.11. | Botz, Peter | |
1986 | 10.11. | Schlösser, Walter | TuS Roisdorf |
1987 | 10.11. | Krings, Bernhard | |
1988 | 10.11. | Gratzfeld, Gottfried | KG Vorgebirgssterne |
1989 | 9.11. | Bell, Herbert | Kolpingsfamilie |
1990 | 12.11. | Gierlich, Ernst | |
1991 | 11.11. | Engels, Barthel | Freiwillige Feuerwehr |
1992 | 10.11. | Nelles, Herbert | TuS Roisdorf |
1993 | 11.11. | Kentenich, Peter | Kolpingsfamilie |
1994 | 10.11. | Broel, Paul-Heinz | |
1995 | 9.11. | Hundhausen, Karl-Heinz | Heimatfreunde Roisdorf |
1996 | 10.11. | Hartmann, Johannes | Schützenbruderschaft |
1997 | 10.11. | Klemmer, Theo | |
1998 | 10.11. | Hamacher, Hans | Böömchesfründe |
1999 | 10.11. | Klemmer, Hans-Wilhelm | Freiwillige Feuerwehr |
2000 | 10.11. | Niederheide, Klaus | Diakon St. Sebastian |
2001 | 9.11. | Klemmer, Walter | Schützenbruderschaft |
2002 | 8.11. | Schaefer, Günter | IGRK |
2003 | 10.11. | Kuhl, Johannes | |
2004 | 10.11. | Lammerich, Werner | |
2005 | 10.11. | Tönnessen, Bernd | Schützenbruderschaft |
2006 | 10.11. | Lennarz, Heinz | Heimatfreunde/ Kolpingsfamilie |
2007 | 9.11. | Koch, Frank | |
2008 | 7.11. | Schumacher, Michael | Musikfreunde Roisdorf |
2009 | 13.11. | Schmidt, Hans-Peter | Schützenbruderschaft |
2010 | 12.11. | Lennarz, Gerd | Musikfreunde Roisdorf |
2011 | 11.11. | Forst, Jörg | Mineralbrunnen |
2012 | 9.11. | Rott, Frank | Weckmannbäckerei |
2013 | 8.11. | Nelles, Frank | Weckmannbäckerei |
2014 | 8.11. | Arenz, Bert | Freiwillige Feuerwehr |
2015 | 13.11. | Hartmann, Stefan | TuS Roisdorf |
2016 | 11.11. | Würzer, Henning | |
2017 | 10.11. | Daniel Reiffert | |
2018 | 9.11. | Tobias Pällmann | |
2019 | 8.11. | Jens Scheffler | Musikfreunde Roisdorf |
2021 | 12.11. | Christoph Mager | Freiwillige Feuerwehr |
2022 | 4.11. | Jörg Kentenich | |
2023 | 3. 11 | Thomas Kentenich | St. Sebastianus Schützenbruderschaft |
2024 | 8. 11. | Andreas Tillann |
Weitere Ausflüge - jeweils vom "amtierenden" St. Martin organisiert, folgten alljährlich Anfang Juni in den Westerwald, die Nordeifel, ins "Römische Köln", in ein Gielsdorfer Weinlokal oder in die Kaiserstadt Aachen. Deren Dom, die ehemalige "Pfalzkapelle" Karls d. Gr., hält mit dieser Bezeichnung übrigens die Erinnerung an die als Staatsreliquie verehrte "capella", nämlich den verbliebenen "Mantelteil" des hl. Martin wach. 2016 besuchte man den Frachtbereich des Flughafens Köln-Bonn ...
Inzwischen hat es weitere Ausflüge gegeben und wir hoffen, dass die schöne Tradition der "Ex-Mäertesmänner" aus allen Generationen weiter wächst, sie sich auch weiterhin für die Pflege des Martinsbrauchtums in Roisdorf engagiert.
Die Anfänge des Martinszugs in Roisdorf sind mit einem Eintrag in das Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr vom 9. November 1929 fassbar: "Zu Punkt III der Tagesordnung machte der inzwischen anwesende I. Brandmeister (Wilhelm Jüssen) bekannt, das bei Gelegenheit des morgigen Martinszugs die Kameraden als Zugordner bestellt seien. Ferner wurden die Kameraden Hubert Esser, Jacob Brings, Josef und Christian Hamacher, Lohmüller und Wald Jacob als Saalordner bestimmt. Das Entzünden und die nachherige Bewachung des Martinsfeuer wurde dem Führer Peter Lehn nebst einigen Kameraden übertragen." Die Feuerwehr kümmerte sich also um die Absicherung des Zuges und des Feuers, kümmerte sich daneben um die Ordnung bei einer wohl anschließenden Veranstaltung. Dies kann durchaus auch bereits in den Jahren zuvor erfolgt sein.
Neben dem offiziellen Roisdorfer Martinszug gab es indes selbst noch in der Nachkriegszeit einen eigenen kleinen Martinszug samt Feuer und St. Martin in der - ohnehin fast ein separates Dörfchen bildenden - Burgstraße (heute Siefenfeldchen). Als Martinspferd diente dabei, so wird erzählt, ein Maulesel, so dass die Füße des St. Martin beinahe über die Erde schleiften.
Wie weit die Tradition eines jährlich wechselnden St. Martin in Roisdorf zurückgeht, ist unklar. Von den 1930er Jahren bis in den Zweiten Weltkrieg wirkte jedenfalls Wilhelm Fuhs aus der Mittelstraße (alias Fuhse Babba us der Säusjass) als St. Martin. Ab 1948 finden sich dann in jedem Jahr andere St. Martine, wobei mehrfach als den St. Martin stellende Vereine neben der Freiwilligen Feuerwehr der Kirchenchor, die Kolpingsfamilie und die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft erscheinen.
Längst nicht alle St. Martine der vergangenen acht Jahrzehnte sind indes bekannt. Die folgende, vor dem Jahr 1958 mehr als lückenhafte Liste soll daher als Anregung dienen, die fehlenden Namen und Daten zu ergänzen - um zum nächsten Ausflug vielleicht sogar noch einen der ältesten noch lebenden "Ex-Mäertesmänner" einladen zu können. Der Martinsausschuss würde sich über entsprechende Mitteilungen sehr freuen.