Über uns Geschichte Brauchtum Vorgebirge Mundart Sitemap Intern Dateschutzerklärung
Startseite Geschichte Kirche und kirchliches Leben Pfarrgemeinde St. Sebastian

Geschichte


Historischer Überblick Der Mineralbrunnen Burgen, Schlösser und Villen Kirche und kirchliches Leben Leben und Arbeiten in Roisdorf Spannende Orte Vereine und Gruppen Kalender "Roisdorf wie es war" Fundstücke

Pfarrgemeinde St. Sebastian Das Maria-Hilf-Kapellchen Die Sebastianuskapelle Die Roisdorfer Glocken Die Buschulte-Glasfenster der Pfarrkirche Kreuzweg der alten Pfarrkirche Wegekreuze Monstranz als Lebensbaum Wallfahrt zur Rosa Mystica Das Sebastianuslied Der Sebastianusschrein

Impressum Kontakt

Pfarrgemeinde St. Sebastian

Eine lebendige Gemeinde seit mehr als 120 Jahren

Auf dem Weg zu einer eigenen Roisdorfer Pfarrei

Siegel der Pfarrgemeinde

Auch wenn die Roisdorfer Ortsvereine mit der ganzen Bevölkerung in diesem Jahr die urkundliche Erwähnung von Roisdorf vor 900 Jahren feiern, die Ortschaft selbst aber wesentlich älter ist, so umfasst die Geschichte der Pfarrgemeinde Sankt Sebastian lediglich gut 120 Jahre. Denn erst seit dieser Zeit sind wir eine eigene Pfarrei, vorher gehörten die Roisdorfer mit zur Pfarrei Sankt Matthäus in Alfter. Der Prozess der Eigenständigkeit wurde über einen langen Zeitraum geführt; auch Alfter selbst hatte einst zur Lessenicher Pfarrgemeinde gehört und „erst“ 1620 die Unabhängigkeit erlangt

Maria-Hilf-Kapellchen, 1950er Jahre

Ein erster Schritt zur Loslösung von Alfter war der Bau einer Kapelle zum heiligen Sebastian, die im Jahre 1772 geweiht wurde. Diese stand in etwa dort, wo sich am Anfang des Ehrentals der Zugang zum Park Wittgenstein befindet. Ihr Patrozinium dürfte auf einen Vorgänger der heutigen „Maria-Hilf-Kapelle“ beim Roisdorfer Friedhof zurückgehen, der einst zu dem im 17. Jahrhundert dort bezeugten „Sieches“, gehörte, also zu einem Gehöft, in dem Aussätzige ihr Leben fristeten. Der hl. Sebastian galt als der Patron der Siechen, dies gemeinsam mit dem hl. Rochus, dessen Statue sich wie die des hl. Sebastian in der Sebastianuskapelle befand.

erste Sebastianus-Kapelle, Modell von Hans-Josef Weber

Allerdings war in der Kapelle zunächst nicht mehr erlaubt als eine gelegentliche Sonntagsmesse – dem Alfterer Pfarrer war sehr daran gelegen, die Roisdorfer „bei sich“ zu behalten. Die Ortschaft Roisdorf war jedoch in der Mitte des 19. Jahrhunderts stark gewachsen, und mit ihrer Bedeutung auch das Selbstbewusstsein der Einwohner. So wurde 1860 der „Katholische Verein“ ins Leben gerufen, der die Gründung einer eigenen Pfarrgemeinde vorbereiten sollte. Ein wesentlicher Aspekt hierbei war die Finanzierung eines Gotteshauses. Hierfür wurde am 26. Dezember 1867 ein „Ziegelbauverein“ gegründet, der sich dieser Aufgabe annahm. Im ersten Jahr seiner Tätigkeit fertigten die Mitglieder 611.000 Steine, wobei man den Lehm aus einer von Lederfabrikant Gammersbach überlassenen Grube am Herseler Weg bezog. Ebenfalls noch vor der Selbständigkeit der Pfarrei gründete sich 1890 der „Gesangverein Cäcilia“.

Pfarrkirche mit Pastorat

Als Architekt für das Kirchbauprojekt konnte der prominente Kölner Baumeister Heinrich Nagelschmidt gewonnen werden, der seine der Formensprache anhand der romanischen Kirchen Kölns entwickelt hatte. Trotz Einschränkungen und Behinderungen seitens Staat und Kirche, die miteinander im „Kulturkampf“ lagen, konnte die Weihe des Kirchenschiffes im Jahre 1876 erfolgen. Der erste Geistliche in Roisdorf war Joseph Heilgers, ab September 1887 zunächst noch der Filialgemeinde, dann – mit Erreichen der kirchlichen Unabhängigkeit von Alfter im Jahre 1891 - Pfarrer der neuen Gemeinde Sankt Sebastian. Am 05. September 1889 feierte dieser sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Bis zu seinem Tode am 15. Mai 1911 wirkte er hier segensreich. 1896 konnte die Erweiterung des Gotteshauses um den – bis heute erhaltenen – Kirchturm, eine Dreiturmanlage nach Plänen von Baumeister Anton Rüppel, erfolgen. Im Februar des gleichen Jahres wurde auch die erste Gemeindemission nach Erlangung der Selbständigkeit mit den Franziskaner-Paters Isidor, Clementinus und Vincentius durchgeführt.

Pastorengrab mit Friedhofskapelle 2012

Die am Allerseelentag 1897angekommenen Glocken für den neuen Turm wurden finanziert von Wilhelm Custor, Pächter des Roisdorfer Mineralbrunnens. Von ihm stammte auch ein wesentlicher finanzieller Beitrag zu der 1907 errichteten und bis heute bestehenden Kapelle auf dem Roisdorfer Friedhof, in der er auch seine letzte Ruhestätte fand. Die Turmuhr war eine Spende des in der Sommerzeit in der Villa Anna lebenden Eisenwerksdirektors Theodor Zilliken.

Pastor Joseph Heilgers

Der erste Geistliche in Roisdorf war Joseph Heilgers, ab September 1887 zunächst noch der Filialgemeinde, dann – mit Erreichen der kirchlichen Unabhängigkeit von Alfter im Jahre 1891 - Pfarrer der neuen Gemeinde Sankt Sebastian. Am 05. September 1889 feierte dieser sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Bis zu seinem Tode am 15. Mai 1911 wirkte er hier segensreich. 1896 konnte die Erweiterung des Gotteshauses um den – bis heute erhaltenen – Kirchturm, eine Dreiturmanlage nach Plänen von Baumeister Anton Rüppel, erfolgen. Im Februar des gleichen Jahres wurde auch die erste Gemeindemission nach Erlangung der Selbständigkeit mit den Franziskaner-Paters Isidor, Clementinus und Vincentius durchgeführt.

Eine Pfarrgemeinde etabliert sich

Muttergottesstatue aus der Sebastianuskapelle, ca. 1500

Nachfolger des ersten Roisdorfer Pfarrers wurde am 20. August 1911 Ignatz Goertz. „Gegen 3.30 Uhr nachmittags trifft Pfarrer Goertz am Staatsbahnhof in Roisdorf ein und wird in feierlicher Prozession durch die Alleestraße und Brunnenstraße zur Kirche geleitet.“ schrieb man in der Pfarrchronik. 1913 gründete sich der „Mütterverein“ die heutige „Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands“. Im Jahr darauf brach der Erste Weltkrieg aus, und neben vielen persönlichen Opfern der Bevölkerung musste auch die Kirche auf ihre Glocken verzichten, denn das Metall sollte für militärische Zwecke Verwendung finden. Erst im Jahr 1925 konnte wieder ein neues Geläut angeschafft werden.

Kindergarten 1928

Zu den Verdiensten von Pfarrer Goertz gehört die 1927 erfolgte Umwandlung der Gaststätte Wirtz in der Siegesstraße – wo heute das Feuerwehrhaus steht – zu einem in der Bevölkerung sogenannten „Wohlfahrtshaus“, in dem unter anderem kirchliche Jugendarbeit betrieben wurde. Eine wertvolle Unterstützung in der Gemeindearbeit boten die hier neu angesiedelten vier Schwestern des Wiener Ordens der „Töchter des Göttlichen Heilandes“, die im Oktober 1927 das Sankt-Josefsheim - so der offizielle Namen des Wohlfahrtshauses - eröffneten und dort einen Kindergarten führten und einen ambulanten Krankendienst etablierten. Die erste Oberin war Schwester Fidelis Oerter. Ihr segensreiches Wirken über viele Jahrzehnte sah man auch daran, dass zehn Roisdorfer Mädchen für sich das Ordensleben entdeckten. Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Pfarrer konnte Ignatz Goertz am 30. Mai 1935 (Christi Himmelfahrt) sein 50-jähriges Priesterjubiläum feiern. „Es ist eine Ehrenpflicht der gesamten Pfarrei des goldenen Jubilars an diesem Tage in Dankbarkeit zu gedenken“ schrieb der Festausschuss unter Vorsitz von Lehrer Johann Heister in der Einladung. Pastor Goertz verbrachte seine letzten Jahre im Bomheimer Kloster und verstarb dort am 10. September 1938.

In den schwierigen Zeiten der 1930er Jahre übernahm Albert Hartmann das Amt des Roisdorfer Pfarrers (Amtseinführung am 17. November 1935), das er aber nur für wenige Jahre ausübte. Zum 31. Januar 1941 wurde er in den Ruhestand versetzt. Zunächst sollte ihm Peter Blum nachfolgen, dieser verzichtete jedoch nach nur zwei Wochen auf diese Stelle.

Krieg und Neubeginn

Einführung von Pastor Osssenbrink

Neuer Pfarrer wurde daraufhin Matthias Ossenbrink, zuvor Hauptschriftleiter der Kirchenzeitung und Kaplan an St. Kolumba in Köln. Am Ostersonntag des Jahres 1941, dem 13. April, wurde in Roisdorf Erstkommunion gefeiert. Nur einen Tag später, am Ostermontag, war die Einführung von Pfarrer Ossenbrink, der dazu „in einer Pferdedroschke vom Pfarrhaus in Bornheim“ nach Roisdorf kam, wie die Pfarrchronik berichtet. Im gleichen Jahr feierte unsere Pfarrgemeinde das 50jährige Bestehen, unter anderem mit einer „religiösen Familienwoche“, und dem Hauptfesttag am 26. Oktober 1941 (nach dem damaligen liturgischen Kalendem „Christkönigsfest“).

Wenig später büßte die Pfarrgemeinde zum zweiten Mal ihre Glocken ein, am 2. März 1942 wurden sie abtransportiert. Zuvor hatte Matthias Ossenbrink noch das Geläut und eine Ansprache auf Schallplatte aufnehmen lassen. Darin bezeichnete er das Opfer, das die Gemeinde hiermit bringe, als gering im Vergleich zu den vielen Toten, Verwundeten und Vermissten, die der Krieg mit sich brachte. Eine musikalische Bereicherung in dieser Zeit war die neue Orgel der Bonner Firma Klais, die am 16. August 1942 eingeweiht werden konnte. Bei dem Festhochamt aus diesem Anlass musizierte an der Orgel Studienrat H. Dobbelstein aus Opladen und der „Pfarrcäcilienchor“ sang unter der Leitung von Wilhelm („Willi“) Weber.

Einführung von Pastor Osssenbrink

Neuer Pfarrer wurde daraufhin Matthias Ossenbrink, zuvor Hauptschriftleiter der Kirchenzeitung und Kaplan an St. Kolumba in Köln. Am Ostersonntag des Jahres 1941, dem 13. April, wurde in Roisdorf Erstkommunion gefeiert. Nur einen Tag später, am Ostermontag, war die Einführung von Pfarrer Ossenbrink, der dazu „in einer Pferdedroschke vom Pfarrhaus in Bornheim“ nach Roisdorf kam, wie die Pfarrchronik berichtet. Im gleichen Jahr feierte unsere Pfarrgemeinde das 50jährige Bestehen, unter anderem mit einer „religiösen Familienwoche“, und dem Hauptfesttag am 26. Oktober 1941 (nach dem damaligen liturgischen Kalendem „Christkönigsfest“).

Kirchenkrippe 1943

Als Zeichen der Hoffnung auf Frieden veranlasste Pfarrer Ossenbrink mitten im Kriege die Anschaffung einer neuen Kirchenkrippe, gestaltet von Johanna Lamers-Vordermayer aus Kleve. Die renommierte Krippenkünstlerin bezeichnete ihr Werk als "kleine Blumen inmitten von Trümmern". In einer bewegenden Andacht gelobte die Pfarrgemeinde angesichts der zunehmenden Gefahr im Jahre 1944 , im Falle der Verschonung des Ortes vor der Zerstörung einen Kreuzweg den Lindenberg hinauf zu errichten. Im März 1945 ging Pfarrer Ossenbrink den einmarschierenden amerikanischen Soldaten mit einer weißen Fahne entgegen. Bereits im Juli 1945 wurde das vorgenannte Gelübde erfüllt: ein erster Kreuzweg mit Holzschnitten von der renommierten Münchener Künstlerin Ruth Schaumann, angebracht auf senkrecht gestellten Eisenbahnschwellen, wurde errichtet.

Einholen und Einsegnen der neuen Glocken

Das zuvor stark eingeschränkte Gemeinde- und Vereinsleben blühte in den Nachkriegsjahren wieder auf, am 31. Mai 1945 gab es – seit 1941 zum ersten mal wieder – eine Fronleichnamsprozession, der Kindergarten wurde am 30. Juli unter Leitung von Schwester Cyrilla wiedereröffnet, und ab dem 2. September wurde in der Volksschule wieder unterrichtet. Bei der Feier unseres Pfarrpatrons, Sankt Sebastianus, am 20. Januar 1946 wurde erstmalig das Sebastianuslied (Text Pfarrer Pfriem, Musik Kaplan Otto Henkel) gesungen, das in einer neuen Textfassung auch heute noch zu seinen Ehren erklingt.

Am 13. Februar 1946 gab es einen weiteren Grund zu feiern: Pfarrer Matthias Ossenbrink beging sein 25jähriges Priesterjubiläum. Im Jahre 1948 gründete sich die Kolpingsfamilie Roisdorf. Im gleichen Jahr wurde ein neues Geläut, bestehend aus vier Stahlglocken, angeschafft und am 18. Januar von Dechant Blum geweiht. Eine der Glocken ist unserem Pfarrpatron geweiht und trägt die Inschrift „Heiliger Sebastian, leite die dir geweihte Pfarrgemeinde unter deiner Obhut!“. Die Einholung der Glocken auf girlandengeschmückten Wagen im Rahmen eines wahren Festzuges markierte gleichsam das Ende der entbehrungsreichen unmittelbaren Nachkriegszeit und war Zeichen für eine neue, friedliche Zukunft. Eine ähnliche Funktion hatte das 700-jährige Domjubiläum in der Bischofsstadt Köln: Am Fest Maria Himmelfahrt fuhren Schützen, Kolpingbrüder und weitere junge Roisdorfer dorthin.

Kreuzwegstation am Lindenberg

Im Sommer 1956 erfolgten der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung für den Neubau des katholischen Kindergartens in der Siegesstraße neben dem „Wohlfahrtshaus“, am 26. September wurde Richtfest gefeiert. Die Einweihung erfolgt am 8. Mai 1957. Am 1. November 1958 wurden die neuen Räume der Pfarrbücherei – in der Siegesstraße 14 – eingeweiht. Zum neuen, bis heute bestehenden, Kreuzweg, der die unmittelbar nach dem Krieg provisorisch errichten Eisenbahnschwellen ersetzte, hier der Bericht aus der Pfarrchronik: „Heute, Karfreitag, (20.4.1962) betete die Gemeinde zum 1. Male den Kreuzweg auf dem Lindenberg, den sie am 12.11.1944 feierlich in der Kirche gelobt hatte. Die Stationen wurden am 17.4.62 von Bildhauer Alois Wyrobek in Köln-Mülheim, der die Stationsbilder entworfen und ausgeführt hat, nach Genehmigung durch das Erzbischöfliche Generalvikariat in Köln, auf dem Lindenberg aufgestellt und am 19.4. von P. Herrn. Josef Lauter OFM vom Kreuzberg in Bonn gesegnet.“

Erstkommunion 1963

Nach dem Abbruch des ehemaligen Wohlfahrtshauses wurde Ende 1963 mit dem Neubau des Sankt-Josefs-Heims begonnen, die Fertigstellung erfolgte 1966. Am 2. Juli 1967 verabschiedete sich Matthias Ossenbrink von seiner Gemeinde, bereits seit März hatte er sich krankheitshalber in Ruhestand versetzen lassen, er verstarb am 28. April 1976.

Eine Gemeinde zieht um

Primiz von Pater Markus Dörpinghaus 1966

Am 16. Juli 1967 war die Amtseinführung des Passionistenpaters Servatius Vossen, der für einige Monate im alten Pfarrhaus ein Konvikt für den Ordensnachwuchs einrichtete. Dessen Leitung hatte Kaplan Andreas Schoenmakers. Zum 24. Dezember 1967 erschien die Erstausgabe eines Pfarrbriefes, außer Gedanken zum Weihnachtsfest und der Gottesdienstordnung enthielt dieser den Hinweis auf die Gründung des Ziegeleivereins vor 100 Jahren. Am 8. Februar 1969 gab es „versuchsweise“ – wie die Pfarrchronik betont – erstmals „die Möglichkeit, der Sonntagspflicht zu genügen durch die Teilnahme an einer heiligen Messe am Samstagabend“. Weitere Neuerungen in der Folge des 2. Vatikanischen Konzils, wie die Zelebration zum Volk hin, hatte bereits Pastor Ossenbrink eingeführt, der schon seit den späten 1940er Jahren dem Innenraum der Kirche statt der als überladen empfundenen neuromanischen Ausstattung eine schlichte Fassung hatte geben lassen.

Nachdem im Frühjahr 1968 zunächst beschlossen worden war, die Pfarrkirche erneut umfassend zu renovieren, änderte sich die Situation im Folgejahr. Nach einer Inspektion durch das Bauamt des Erzbistums im September 1969, als sich „bedrohliche Risse im Deckengewölbe“ zeigten, vervielfachten sich die geschätzten Instandsetzungskosten auf 677.000 D-Mark. Daraufhin wurde die Planung geändert, auf dem Gelände des Clarenhofes sollte ein Neubau entstehen. Ab sofort fanden die Werktagsgottesdienste in der Kapelle des Sankt-Josefs-Heims statt, und am Sonntag im Saal der Gastwirtschaft Badenheuer. Im Oktober 1970 gab es eine Pfarrversammlung, die von 300 Teilnehmern besucht wurde. Es heißt hierzu in der Pfarrchronik: „Viele Roisdorfer scheinen mit dem ‚Todesurteil‘ über ihre Pfarrkirche sich nicht abfinden zu wollen.“ Im Jahr darauf wurde Architekt Theo Scholten aus Bergisch-Gladbach mit einem zweiten Entwurf für den Neubau beauftragt.

Aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit gab Pastor Vossen die Pfarrstelle in Roisdorf auf und zog sich in das Passionistenkloster nach Frankfurt zurück. Neuer Pfarrer wurde zum 31. Dezember 1972 Leonhard Bleikertz. Seine Amtseinführung wurde am 21. Januar 1973 „in einer den Verhältnissen in der Notkirche angepasster Form“ gefeiert, anschließend war ein Empfang im Saal Hamacher. Kurze Zeit später, am 1. April 1973, erfolgte die Grundsteinlegung für den Kirchenneubau. „Auf dem Gelände (...) stand bis 1972 der Clarenhof, der bis 1802 im Besitz des Sankt-Clara-Stiftes in Köln war,“ heißt es dazu in der Pfarrchronik.

Neuerbaute Pfarrkirche 1975

Die in den Grundstein eingemauerte Urkunde wurde von Pater Ademar Germann verlesen, der Text endet mit dem Satz „Gebe Gott, dass in dieser Kirche viele Menschen den Weg zur glücklichen Vollendung im Ewigen Vaterhaus finden“. Noch im gleichen Jahr wurde am 19. August „nach dem Vorbild anderer Gemeinden“ das erste Pfarrfest gefeiert. Es fand auf dem Gelände um den Kirchenneubau statt. „Der Erfolg war überwältigend: ‚Ganz Roisdorf‘ war gekommen und viele aus den Nachbardörfern dazu. Der finanzielle Reinerlös: DM 13.569,-! Was aber wichtiger ist: Einen ganzen Tag lang stand die neue Kirche im Mittelpunkt des Dorflebens.“

Am vierten Adventssonntag des Jahres 1973, dem 23. Dezember, wurde die Kirche eingesegnet: „Der Pfarrer, vom Herrn Erzbischof dazu bevollmächtigt, benediziert die Kirche (...) Die Anteilnahme der Gläubigen war sehr groß und entsprach der Freude darüber, dass endlich das fast 4 % jährige ‚Babylonische Exil‘ im Tanzsaal Badenheuer beendet war“. Im Folgejahr konnte dann auch das neue Pfarrhaus fertigstellt und im Juni 1974 bezogen werden, vier Jahre später wurde auch das neue Küsterhaus gebaut.

Am 20. September 1975, einem Samstag-Nachmittag, erfolgte unter großer Anteilnahme der Gemeinde die feierliche Weihe des neuen Gotteshauses durch Herrn Bischof Hubert Luthe. Ihm assistierten die Paters Ademar Germann und Markus Dörpinghaus SDS sowie Leonhard Bleikertz als örtlicher Pfarrer. Die Pfarrchronik berichtet: „Der konsekrierende Bischof war sehr beeindruckt von der Schönheit und sakralen Würde der Kirche, besonders des Altars, des Tabernakels und des Ambo, die der Limburger Bildhauer Karl Matthäus Winter geschaffen hatte.“

Die Schwestern vom Orden der „Töchter des Göttlichen Heilandes“ feierten am 16. Oktober 1977 zusammen mit der Pfarrgemeinde ihr 50-jähriges Wirken in Roisdorf. Am 8. August 1978 verstarb Pater Ademar Germann. Im Pfarrbrief wurde sein Wirken wie folgt gewürdigt: „Als Pater Germann am 28.12.1948 sein Domicil im Oberdorf, im Hause von Hermann Grün, aufschlug, um in Bonn sein Studium fortzusetzen, ahnte wohl keiner, dass dies der Anfang einer 30jährigen priesterlichen und seelsorglichen Tätigkeit hier in Roisdorf war. In drei Jahrzehnten hat er regelmäßig jedes Wochenende und seine ganze Ferienzeit in Roisdorf verbracht, um unseren Pfarrern in der Seelsorge zu helfen.“

Erlösungszyklus, Glasfenster von Wilhelm Buchulte

Im Januar 1979 konnte ein weiteres Stück der Pfarrkirche fertiggestellt werden: Die vorläufigen einfachen Fenster wurden ersetzt durch die bis heute bestehende Buntverglasung. Die Entwürfe von Wilhelm Buschulte aus Unna zeigen im Seitenschiff den „Sturm auf dem See Genezareth“ und im Hauptschiff an der Seitenwand einen „Erlösungszyklus“, bestehend aus Menschwerdung Christi, Tod und Auferstehung. Diese werden aber indirekt durch folgende Szenen dargestellt: Verkündigung des Engels an Maria, die Gottesmutter mit dem Leichnam ihres Sohnes und oben im Bild den Engel, der die Botschaft der Auferstehung verkündet.

Taufe Christi, Deckel des Taufbrunnens

Nachdem das alte Pfarrhaus bereits Anfang 1976 dem Ausbau der Straßenkreuzung hatte weichen müssen, wurde im März 1980 die ehemalige Pfarrkirche abgerissen und der Glockenturm instandgesetzt. In dem kleinen Anbau entstanden Gruppenräume, die sich die Kolpingsfamilie in Eigenleistung herrichtete, sowie eine heute noch genutzte Kapelle. Am 7. Oktober 1981 wurde der alte Taufbrunnen, der trotz starker Schäden provisorisch in das neue Gotteshaus mit umgezogen war, durch einen neuen ersetzt. Auch dieser ist ein Werk Winters.

Auferstehung, Kreuzwegstation von Renate Esper

Am 3. Oktober 1983 erfolgte die Grundsteinlegung für das der Pfarrkirche benachbarte Pfarrheim Sankt Clara, der Grundstein selbst „ist ein Kopfstück von einem Eckpfeiler des Altarraumes der ehemaligen Roisdorfer Pfarrkirche, das beim Abbruch der Kirche geborgen werden konnte“. Ein knappes Jahr später, am 26. August 1984, konnte bereits die Einweihung gefeiert werden. Somit gab es in unserem Ort jetzt wieder Räume, die bis heute von vielen Gruppierungen und Vereinen für ihre Veranstaltungen genutzt werden. Rund ein Jahrzehnt nach ihrer Einweihung wurde die Kirchenausstattung nochmals ergänzt: Auch das große Giebelfenster hinter der Orgel erhielt nun (1985) eine Buntverglasung. In 1988 beendete Frau Renate Esper mit der 14. Station ihre mehrjährige Arbeit an einem gestickten Kreuzweg. Versehen mit einem Rahmen aus Grauwacke, entworfen und gefertigt von Theo Gierlich, fand dieser seinen Platz im Seitenschiff der Kirche. In dieser Zeit wurde auch das Sankt-Josef-Heim modernisiert und den gesetzlichen Anforderungen angepasst.

Über die Jahrzehnte wurden immer wieder Wegekreuze in Roisdorf gestiftet, entweder als Erneuerung eines bestehenden oder auch ganz neu errichtet: 1977 an der Ecke Berliner Straße/ Schußgasse, 1988 im Kripsberg und „In der Heldt“, im Folgejahr am Donnerstein, 1994 im Rosental, 2003 Ecke Brunnenstraße/ Schußgasse, sowie 2006 „In der Lüste“ gegenüber dem Sankt-Josef-Haus.

Am 22. September 1991 feierten wir das 100-jährige Jubiläum der Selbständigkeit unserer Pfarrei mit einem Festgottesdienst. Aus diesem Anlass fand im Oktober eine Gemeindemission statt.

Zwischen Eigenständigkeit und Kooperation

Messe auf dem Kripsberg mit Pastor Bleikertz

Ein Jahrhundert nach Erreichen der Selbständigkeit unserer Pfarrei wurde nun eine verstärkte Zusammenarbeit erforderlich. Im Oktober 1992 schlossen sich die benachbarten Gemeinden Sankt Sebastian in Roisdorf, Sankt Aegidius in Hersei, Sankt Georg in Widdig, Sankt Servatius in Bornheim und Sankt Evergislus in Brenig zum „Seelsorgebereich B“ im Dekanat Bomheim zusammen. „Die drei in diesem Bereich noch amtierenden Pfarrer – Heinz Tesch aus Brenig, Dechant Anno Burghof aus Hersel und Günter Tepe aus Bomheim – werden zu Pfarrern für den gesamten Seelsorgebereich ernannt, unter Dechant Burghof als Moderator“, merkt die Pfarrchronik an. Pfarrer Leonhard Bleikertz, der kurz zuvor, im Februar 1992, in den Ruhestand gegangen war, wurde zum Subsidiar für diese fünf Pfarreien. Diakon Theodor Königshofen, bisher in Bomheim, zog in das Roisdorfer Pfarrhaus um und wurde Ansprechpartner für die Anliegen unserer Pfarrgemeinde. Günter Tepe wurde am 8. Dezember 1992 mit einem Festhochamt unserer Roisdorfer Gemeinde vorgestellt.

Im Jahr darauf, am 4. September 1993, erhielt das Seelsorgeteam für vier Jahre Verstärkung durch Kaplan Christian Hermanns. Am 10. Oktober 1998 war die Einführung von Diakon Klaus Niederheide, der mit seiner Familie das Pfarrhaus bezog und somit örtlicher Ansprechpartner für die Gläubigen wurde. Am 7. August 1999 verabschiedete sich Pfarrer Günter Tepe. Nach fast genau einem Jahr, am 4. August 2000, wurde Wolfgang Hages zum Pfarrer im Seelsorgebereich B unseres Dekanates eingeführt.

Am 12. Juli 2003 feierten die fünf Pfarreien mit einem festlichen Gottesdienst in unserer Pfarrkirche die Gründung des Pfarrverbandes „Bomheim – An Rhein und Vorgebirge“. Als Symbol für das Wachstum des Pfarrverbandes setzte jede Gemeinde einen kleinen Baum. Die Feier wurde auf dem Kirchplatz bei schönstem Biergartenwetter und Musik“ fortgesetzt.

Italienische Jugendliche beim Weltjugendtag 2005

Ein internationales Fest war der große XX. Weltjugendtag vom 15. bis 21. August 2005. Unter dem Leitwort „Wir haben seinen Stern gesehen“ waren Hunderttausende Jugendliche nach Köln eingeladen, um gemeinsam mit dem neuen Papst Benedikt XVI. ihren Glauben zu feiern. Neben vielen anderen Gemeinden trugen auch wir einen Anteil an Unterbringung und Verpflegung von mehr als 200 Jugendlichen, die teils in Gemeinschaftsunterkünften, teils in Privatquartieren Wohnung fanden. Unsere Pfarrkirche war Katechesekirche, und somit kamen auch aus den umliegenden Dörfern noch – überwiegend Italiener – viele nach Roisdorf, um sich über ihren Glauben auszutauschen. Für die Willkommens- und Abschiedsfeier sowie die Mahlzeiten war auf dem Dorfplatz ein großes Zelt errichtet worden. Viele trugen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement dazu bei, dieses große Fest zum Erfolg zu führen.

Neue Kindertagesstätte 2005

Im August 2005 zogen die Kinder und Erzieherinnen in das neuerrichtete Gebäude der „katholischen integrativen Kindertagesstätte Sankt Sebastian“ um. Die Einweihung erfolgte im Rahmen des Pfarrfestes am 11. September 2005. Gleichzeitig stellte sich Adi Halbach als neuer Diakon vor, der das Roisdorfer Pfarrhaus bezog und unter anderem erster Ansprechpartner für die Kindergartenpastoral, sowie Präses der Schützenbruderschaft und der Kolpingsfamilie wurde.

Neben den hauptamtlich Tätigen engagieren sich viele Roisdorfer in den unterschiedlichsten Funktionen für den Ort und seine Pfarrgemeinde. Am 27. November 2007 versammelten sich knapp 50 Pfarrangehörige und hoben den „Förderverein der katholischen Kirchengemeinde Sankt Sebastian e.V.“ aus der Taufe. Zweimal im Jahr lädt dieser seitdem zu „Kulinarischen Begegnungen“ ein: In der Fastenzeit findet ein Fischessen statt, im Oktober werden Rievkooche serviert. Beide Veranstaltungen werden sehr gut besucht und helfen – neben den Mitgliedsbeiträgen und freundlichen Geldspenden zu runden Geburtstagen oder anderen Familienjubiläen – mit, die notwendigen Geldmittel zusammenzutragen.

Im September 2008 wurde für die Kindertagesstätte ein wichtiger Meilenstein erreicht: Nach Überprüfung der Gütekriterien wurde die Anerkennung als „Familienzentrum NRW“ zertifiziert. Gemeinsam mit den benachbarten Kindertagesstätten in Bomheim und Hersel bilden sie das „Katholische Familienzentrum“.

Pfarrkirche St. Sebastian 2012

Im August 2009 gab es einen besonderen Grund zu feiern: Unser Pfarrheim Sankt Clara bestand seit 25 Jahren. Das Wochenende 28. bis 30. August über gab es hierzu verschiedene Festveranstaltungen rund ums Pfarrheim.

Nach einem Jahrzehnt engagierten Wirkens wurde Pastor Wolfgang Hages im Mai 2010 vom Erzbistum als Pfarrer in unserem Pfarrverband entpflichtet. Aktuell im Sommer 2014 setzt sich nach dem Weggang von Pfarrer Monsignore Arno Burghof das Seelsorgeteam wie folgt zusammen: Leitender Pfarrer ist Jörg Stockem, Subsidiare Norbert Windheuser und Wolfgang Pütz, Diakon Adi Halbach ....

Sebastianusstatue von 1772

Die ca. 3.100 Katholiken unter den knapp 6.000 Einwohnern Roisdorfs bilden im Jahre 2013 eine engagierte und lebendige Pfarrgemeinde. Dass dies auch in Zukunft so ein wird, darf angesichts des vielfältigen Einsatzes von alt und jung, von Vereinen und Institutionen sowie dank der Fürsprache des Pfarrpatrons St. Sebastian als gewiss gelten.

Text: Margret Broel und Wilfried Schwarz