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Wegekreuze

Zeugnisse lebendiger Volksfrömmigkeit

Fußfallkreuz auf der Lüste, Detail

„IN CRUCE SALUS – Im Kreuz ist Heil“ lautet die Inschrift des Wegekreuzes auf der Lüste, das im Jahre 2006 als Station beim alljährlichen Bußgang der „Sieben Fußfälle“ errichtet wurde. Mit der Errichtung wurde eine uralte und ungebrochene Tradition unserer Heimat fortgeführt – eine Tradition, die bis in das frühe Mittelalter zurückreicht.

In den Anfängen war das christliche Kreuz an die Stelle der heidnischen Weihesteine getreten, die dazu bestimmt gewesen waren, böse Geister zu bannen. Oft waren dabei Kreuze aus Holz oder Stein an die Stellen der Weihesteine gesetzt worden, um damit dem stärkeren Gott die Abwehr der alten Dämonen, als die die heidnischen Götter nun galten, anzuvertrauen. Kreuze am Wege konnten im Mittelalter aber auch noch andere Funktionen haben. So gab es Sühnekreuze, deren Aufstellung einem Mörder oder Totschläger von einem kirchlichen Gericht zur Sühne seiner Untat auferlegt wurde. Verbreitet waren auch Kreuze, die Grenzen von Herrschaftsbezirken markierten, und mit denen man gleichzeitig um den Schutz Gottes für diese Bezirke bat. Für den Roisdorfer Bereich ist für die Zeit um das Jahr 1500 ein Kreuz „op dem Knep“, also an der Ecke Kartäuserstraße/ Bonner Straße, belegt, das einst die Grenze zwischen der Herrlichkeit Alfter, zu der Roisdorf gehörte, und der Herrlichkeit Bornheim kenntlich machte.

Kreuze aus dem Mittelalter sind in unserer näheren Umgebung allerdings nicht mehr erhalten. Die zahlreichen Kriege oder die Bilderstürmerei der Reformationszeit mögen dazu beigetragen haben, dass sie verloren gegangen sind. Was uns auf unseren Straßen und Fluren begegnet, sind Kreuze der Neuzeit, vor allem solche aus der Zeit von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahrhundert. Diese sind Ausdruck einer vertieften Volksfrömmigkeit, wie sie damals im Zuge der katholischen Reform von Seiten der kirchlichen Obrigkeit gefördert wurden. Die Kreuze der Barockzeit wurden dabei aus anderen Beweggründen heraus gestiftet, als die Kreuze des Mittelalters. Die Furcht der Menschen vor Dämonen war weitgehend gewichen. Grund für die Errichtung war nun etwa ein Gelübde, der Dank für ein wichtiges Geschehen oder die Errettung aus einer Notlage wie Krieg, Krankheit, Seuche oder Lebensgefahr. Diese sog. Votivkreuze wurden nicht selten von einer der zahlreichen geistlichen Bruderschaften, die in dieser Zeit bestanden, gestiftet. In Roisdorf hat sich allerdings, anders als in unseren Nachbarorten, kein barockes Votivkreuz erhalten.

Gedenkkreuz an der Alfterer Hofebahn

Neben den Votivkreuzen gab es Gedenkkreuze, Stiftungen speziell zum Gedenken an eine bei einem Unfall verstorbene Person. Da die betreffende Person unvorbereitet gestorben war, sollte auf diese Weise zum Gebet für das Seelenheil aufgefordert werden. Ein spätes Beispiel für ein solches Gedenkkreuz findet sich noch heute in der Roisdorfer Gemarkung an der Alfterer Hofebahn. Es handelt sich um ein steinernes Grabkreuz des 17. Jahrhunderts, das wieder verwendet und mit einer neuen Inschrift versehen wurde: „Anno 1811 starb hier Heinrich Löben aus Gielsdorf im 67ten Jahre seines Alters“. An dieser Stelle war damals ein Mann erfroren aufgefunden worden. Er hatte tags zuvor mit Pferd und Schlitten Brandholz holen wollen und sich dabei derart im Wald verirrt, dass er den Heimweg nicht mehr gefunden und sich in den tiefen Schnee gesetzt hatte, um auszuruhen.

Mordgedächtniskreuz auf den Donnerstein

Eine besondere Art der Gedenkkreuze waren die Mordgedächtniskreuze. Auch von ihnen gibt es ein Beispiel in Roisdorf, wenn auch das ursprüngliche Kreuz längst ersetzt worden ist: Das Wegekreuz auf dem Donnerstein, das in den 1980er Jahren aufgrund des Einsatzes der Bevölkerung des Oberdorfes vor der Vernichtung bewahrt und erneuert werden konnte: Im Jahr 1788 war der 23 Jahre alte Heinrich Voosen, wie damals verzeichnet wurde, „am Donnersteingen mitm Schnupftuch um den Hals (also erdrosselt) tot gefunden worden.“ Das Kreuz am Donnerstein wurde jedoch bereits in einer Zeit errichtet, in der die Zahl der in unserer Heimat gestifteten Wegekreuze deutlich zurückging. Die Kölner Erzbischöfe, von der Philosophie der Aufklärung beeinflusst, hatten damals kaum mehr Verständnis für barocke Formen der Volksfrömmigkeit. Noch weniger Verständnis zeigten bald darauf in der Zeit um 1800 die geradezu antikirchlich eingestellten französischen Behörden: Es wurden öffentliche Prozessionen verboten, manches Wegekreuz wurde ebenso wie manches Heiligenhäuschen umgestoßen. Die Errichtung des erwähnten Gedenkkreuzes an der Alfterer Hofebahn im Jahre 1811 erscheint hier als eine seltene Ausnahme. Erst der preußische Staat zeigte sich wieder toleranter, so dass einiges wiederhergestellt, anderes neu errichtet werden konnte.

Gedenkkreuz Kolf an der Ecke Schussgasse/ Brunnenstraße

Einen Aufschwung nahmen die Stiftungen von Wegekreuzen dann wieder in der Zeit ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch in Roisdorf wurden neue Wegekreuze, bei denen es sich durchweg um Votivkreuze handelt, aufgestellt: Es sei hier das schlichte Holzkreuz am Ausgang der Schussgasse in die Brunnenstraße genannt, das im Jahre 1848 von Johann Reiner Kolf gestiftet wurde, der damals die Restauration am Mineralbrunnen betrieb. Anlass dürfte, worauf die Inschrift „Christus erbarme dich unser“ hinweist, ein uns nicht mehr bekannter tödlicher Unglücksfall, der sich an dieser Stelle ereignete, gewesen sein. Belegt ist für spätere Jahre, dass sich dort in der Tat bisweilen schwere Unglücke ereigneten, etwa, wenn ein Gefährt die steile Schussgasse herunterfahrend nicht mehr rechtzeitig vor dem Kontorhaus des Brunnens bremsen konnte.

Einsegnung des Kreuzes durch Pastor Leonhard Bleikertz 2003

Das Kreuz, das mit dem Haus Schmitz, vor dem es stand, zu verschwinden drohte, war es doch von den neuen, andersgläubigen Eigentümern nicht gut gelitten, wurde im Jahre 2003 aufgrund einer Privatinitiative erneuert, auf die andere Straßenseite versetzt und im Rahmen einer kleinen Feier eingesegnet.

Votivkreuz der Familie Botz in der Brunnenstraße

Unweit hiervon in der Brunnenstraße gelegen befindet sich das Sandsteinkreuz, das die Familie Botz im Jahre 1897 als Dank für die lang ersehnte Geburt einer Tochter gestiftet hat. Weiter oben in der Schussgasse, an der Ecke zur Berliner Straße/ Bachgasse, sieht man ein weiteres Kreuz aus dieser Zeit, ein Holzkreuz mit einem Kruzifixus aus Keramik, das bis heute von der Nachbarschaft liebevoll gepflegt wird. In seiner heutigen Gestalt stammt es aus dem Jahre 1977: Das Kreuz wurde, wie auch das Kreuz "In der Held" und das Kreuz am unteren Ende der Schussgasse, von Peter Berrisch geschreinert, den Kruzifixus beschaffte Pastor Bleikertz aus Kevelaer. Nicht nur zum stillen Gebet lud es fortan ein, sondern auch zu geselligen "Eckenfesten", die die Nachbarschaft dort veranstaltete.

Andere, wohl ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammende Roisdorfer Kreuze wurden nicht mehr erneuert und sind inzwischen verschwunden, wie z.B. ein Holzkreuz, das in der Güterbahnhofstraße bei dem Haus der Familie Schumacher stand, oder ein anderes am Widdiger Weg, auf dem die „Fünf Wunden Christi“ in Keramik geformt abgebildet waren, hiermit auf das beliebte „5-Wunden-Gebet“, das man bei Bußgängen verrichtete, hinweisend.

Für die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ist für den Roisdorfer Bereich die Christusstatue zu erwähnen, die der „Vorgebirgsrebell“ Wilhelm Maucher noch im Jahre 1945 beim „Heiligen Grab“ am Heimatblick, auf den Höhen über Alfter und Roisdorf, als Dank für das Ende von Krieg und Gewaltherrschaft und als Mahnmal für den Frieden aufstellen ließ. Mit weit ausgebreiteten Armen wendet sich der eindrucksvoll gestaltete Christus, gleichsam selbst zum Kreuz werdend, segnend der Heimat zu.

Die Statue, geschaffen von dem bekannten Bonner Bildhauer Jakobus Linden, drohte im Jahre 2009 ebenfalls nach einem Besitzwechsel des Standortes beseitigt zu werden, doch konnte man sie dank des Engagements Alfterer und Roisdorfer Bürger sichern und restaurieren, so dass sie als Zielpunkt des sog. "Friedensweges" heute in neuem Glanz erstrahlt und von Besuchern viel beachtet wird.

Jesus vor Pilatus, erste Station des Kreuzwegs am Lindenberg

Aus ganz ähnlich wie die Intention wurden auch die Kreuzwegstationen am Roisdorfer Lindenberg geschaffen: Angesichts der heranrückenden Front tat die Gemeinde am 11.11.1944 das Gelübde, einen Kreuzweg am Lindenberg zu stiften, falls Roisdorf vor der Zerstörung bewahrt werden würde. In den Nachkriegsjahren errichtete man in Erfüllung des Gelübdes zunächst provisorische hölzerne Kreuzwegstationen, die den Leidensweg Christi in qualitätsvollen, von Ruth Schaumann angefertigten Holzschnitten zeigten. Die hölzernen Bildstöcke wurden 1962 durch solche aus Basaltstein, gestaltet von Bildhauer Aloys Wyrobeck aus Köln-Mülheim, ersetzt. Die Mittel hierfür erbrachten Spenden der Roisdorfer Bevölkerung. Roisdorf vefügt damit über den einzigen aus dem 20. Jahrhundert stammenden Kreuzweg unter freiem Himmel am Vorgebirge.

Wegekreuz Mandt im Rosental

Aber auch in den folgenden Jahrzehnten riss der Brauch, Wegekreuze zu errichten, zu restaurieren und zu pflegen, in Roisdorf nicht ab. So wurde 1977 das hölzerne Wegekreuz an der Ecke Schussgasse/Berliner Straße auf Initiative der Anwohner erneuert, konnte 1988 ein neues Kreuz auf dem Kripsberg eingesegnet werden, ein weiteres im gleichen Jahr auf der Flur „In der Held“. Im Jahr 1989 erfolgte die erwähnte Erneuerung des Mordgedächtniskreuzes am Donnerstein, das als Station bei der Fronleichnamsprozession genutzt wird.

Im Jahre 1994 errichtete die Familie Johannes Mandt ein Wegekreuz bei ihrem Anwesen im Rosental, an der Grenze zu Alfter. „Jesus Weg und Ziel“ ist auf dem Sockel des Wegekreuzes zu lesen, das Josef Botz aus den Balken einer abgebrochenen Kirche aus der Eifel zimmerte; er schuf auch den hölzernen Gekreuzigten. Bei der kleinen Einsegnungsfeier, zu der sich Familienangehörige, Freunde und Nachbarn eingefunden hatte, führte Johannes Mandt aus, dass die Stiftung des Wegekreuzes ein Dank für die Kraft sein solle die er auf dem Weg seines Lebens immer wieder durch das Kreuz Christi erfahren habe.

Weitere neue Roisdorfer Wegekreuze: ein im Jahre 1988 eingesegnetes Wegekreuz in der Gemarkung "in der Held", ein Votivkreuz als Dank für die Errettung aus schwerer Krankheit am Rande der Roisdorfer Hofebahn, und ein neues Fußfallkreuz des Jahres 2006 in der Gemarkung "auf der Lüste".

Einsegnung des Fußfallkreuzes 2006

Zum Hintergrund: Als man ab dem Jahre 2000 nach langen Jahrzehnten in Roisdorf den „Gang zu den Sieben Fußfällen“, die in unserer Gegend beliebten Vorform des Kreuzweggebets, wieder aufleben ließ, fehlt dort, wo man als sechster Station des Todes des Heilands am Kreuz gedachte, nämlich am Gartenausgang des Seniorenhauses St. Josef, ein eigenes Fußfallkreuz. Zunächst behalf man sich dort durch ein dort aufgestelltes Vortragekreuz, doch konnte beim „Gang“ zur Fastenzeit im Jahre 2006 konnte ein neues steinernes Fußfallkreuz gesegnet werden. Es war von Steinmetz Thielen aus Bornheim aus Säulenteilen ehemaligen Roisdorfer Pfarrkirche St. Sebastian gestaltet worden, die man beim Abbruch 1980 aus dem Bauschutt gezogen hatte und die seither einer würdigen neuen Verwendung harrten. Die Säule wird gekrönt von einem ebenfalls mehr als 100-jährigen ehemaligen Grabkreuz, das für die jetzige Aufstellung bearbeitet und mit der erwähnten Aufschrift „IN CRUCE SALUS – MMVI“, also „Im Kreuz ist Heil – 2006“, versehen wurde. Die Initiative zu der Errichtung des neuen Fußfallkreuzes ging von den Heimatfreunden Roisdorf aus, freundliche Sponsoren aus dem Ort trugen zu seiner Finanzierung bei.

Wegekreuz am "Haseneck"

Bislang jüngstes Wegekreuz: Das Kreuz auf dem 2014 von den dortigen Anwohnern geschaffenen sog. "Haseneck" an der Friedrichstraße, das den Mittelpunkt eines ebenso winzigen wie liebevoll angelegten Parks bildet. Das gusseiserne, in den Formen der Neugotik gestaltete Kreuz, ehemals ein Grabkreuz auf dem alten Bornheimer Friedhof, wurde aufwändig restauriert, der Corpus des Heilands vergoldet. Im Rahmen einer von mehr als 100 Menschen besuchten Feier wurde es von Diakon Adi Halbach feierlich eingesegnet.

Kreuz auf dem Kripsberg, hier wird alljährlich eine Hl. Messe als Auftakt zu den Bittgängen vor Christi Himmelfahrt gefeiert.

Der uralte Brauch, Wegekreuze in unserem Dorf aufzustellen ist somit lebendiger denn je. Wir sollten uns darüber freuen, denn die alten ebenso wie die neuen Roisdorfer Wegekreuze fordern die Vorbeigehenden zu einem kurzen Gebet an Christus, den Weg und das Ziel unseres Lebens, auf. Darüber hinaus sind sie wichtige Zeichen für die Gegenwart Gottes in der Welt, dies in einer Zeit, in der der christliche Glaube mehr und mehr aus der Öffentlichkeit verdrängt zu werden droht.