Ein neues Weinanbaugebiet?
Die Weinbautradition wurde erfolgreich wiederbelebt
Weinfreunde dürften die Nachrichten aus den Lokalzeitungen erfreut haben: Spätburgunder, Dornfelder und Regent aus Roisdorf, oder Müller Thurgau aus Brühl-Schwadorf wachsen wieder erneut seit Mitte der 1990er Jahre im südlichen Vorgebirge. Auf Initiative privater Weinbaufreunde und Weingenießer sind in den letzten Jahren genau dort wieder Weingärten entstanden, wo sie im 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges auch zuletzt verschwunden waren.
Das Vorgebirge war, seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, ein klassisches Weinanbaugebiet, das an Größe und Bedeutung den heutigen Weinbau an der Ahr bei weitem übertraf: Zwischen Alfter im Süden und Badorf im Norden lagen über 1000 Hektar Weinbaufläche.
So war z. B. Haus Wittgenstein der größte Weinbaubetrieb in Roisdorf. Das alte Kelterhaus besteht unverändert bis in die heutige Zeit. Die genaue Geschichte des Weinbaus im Vorgebirge können die Teilnehmer der VHS Bornheim-Alfter in der „Weinhistorischen Wanderung“ jeweils in den Sommermonaten erfahren - immer in Kombination mit Weinproben aus Südafrika und dem neuen Wein des Vorgebirges.
Heute gibt es etwa 1000 Rebstöcke am Vorgebirgshang mit einem derzeitigen Zentrum in Roisdorf. Zunächst am Blütenweg nahe Botzdorf, in der Lage "Hüsbroich", später auch am Blutpfad, der Lage "Kripsberg", wo die meisten der neuen Reben wachsen, fanden die klassischen Früh- Spät- und Grauburgunder wieder eine Heimat. Hier gedeihen auch im größeren Umfang Dornfelder, Cabernet-Sauvignon und der pilzresistente Regent, aus dem Bioweine gekeltert werden können. In fast jedem Jahr entstehen vor allem Rotweine in Spätlesequalität mit Mostgewichten von 80 bis 90 Oechslegraden.
Der Wein verbindet uns. Ohne unser Interesse, dem Genuss und der Idee, einen eigenen Weinberg anzulegen, hätten wir „Roisdorfer Winzer“ vermutlich nicht zusammengefunden. So tauschen wir Erfahrungen aus, laden zu gemeinsamen Weinproben ein oder „haalen enne Klaaf“.
Neben fachlichen Dingen ist es uns aber auch wichtig, das Wachsen und die Veränderungen im natürlichen Jahreskreislauf zu betrachten. Kaum eine andere Pflanze steht mehr als Symbol von Werden und Vergehen wie der Weinstock. Aus scheinbar totem Holz verwandelt eine unbändige Kraft in wenigen Wochen Lebloses in üppiges Grün, das erzogen und geleitet werden muss. Den Begriff „Reberziehung“ finden wir sehr treffend. So macht das Ausbrechen und Anbinden der neuen Triebe neben Bodenbearbeitung, Gras mähen und Pflanzenschutz den größten Teil der Arbeiten im Weinberg aus. Für eine höchstmögliche Qualität reduzieren wir ab Juli die Früchte bis auf eine Traube pro Trieb.
Beim Jubiläumsfest im Mai 2013 hatten Interessierte die Gelegenheit, unsere Weinprodukte auf dem „Historischen Markt“ kennen zu lernen. Weitere Gelegenheiten werden folgen!
Mehr Informationen: www.VHS-Bornheim-Alfter.de und www.Weinberg-Roisdorf.de
Text: Jessica Kluge-Sedlak, Dr. Manfred Sedlak, Liesel Rentschler, Ewald Klein