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Kalender 2001

"Roisdorf wie es war"

Titelbild

Ansicht von Roisdorf, 1720er Jahre

Die älteste bekannte Ansicht Roisdorfs verdanken wir Renier Roidkin, der manche Dörfer und Burgen des Rheinlands mit Feder und Pinsel dokumentierte. Von seinem Standpunkt an der Bonner Straße blickte Roidkin auf die Siegesstraße, die als schlammiger Weg zum Dorf führte. Hinter den Bäumen der sumpfigen Niederung erkennt man rechts die Wolfsburg mit ihren markanten Giebeln. Die Dächer links hiervon sind als Clarenhof und als Zehnerscheune, an der Stelle der späteren ersten Pfarrkirche gelegen, zu identifizieren. Über allem thront am Hang die stattliche Anlage der Metternicher Burg, der Vorgängerin von Haus Wittgenstein, die von ihren neuen Besitzern (seit 1721), der Familie Waldbott-Bassenheim, zu einem Landhaus mit barocker Parkanlage umgebaut worden war. Bei dem links davon im Oberdorf erkennbare Gebäude dürfte es sich um den Sterffelshof oder den Dietkirchener Hof handeln.

Januar

Haus Vendel, ehem. Dietkirchener Hof, 60-er Jahre

Auf halber Höhe des Vorgebirgshangs, am Oberdorfer Weg, stand bis zum Jahre 1991, zuletzt ruinös, das Haus Vendel, der im Volksmund so bezeichnete "Deetkerche Hoff", ein ehemals dem Bonner Stift Dietkirchen gehörendes Weingut. Für Roisdorf ist das Verschwinden des 1603 erneuerten stattlichen Gehöfts um so bedauerlicher, als dessen erste Erwähnung in einer Dietkirchener Urkunde des Jahres 1113 auch die erste Erwähnung des Ortes Roisdorf ("Ruchestorp") darstellt. Zu dem Hof gehörten damals 12 Personen, mit denen wir mittelalterliche Roisdorfer mit ihren meist fremd klingenden Namen kennen lernen: Wolf, Gerhart, Verdun, Azzo, Richezzo sowie Eila, Aluejat, Eueza, Uda, Hizzela, Henda und Regenza.

Februar

Karnevalstreiben in der Brunnenstraße, ca. 1950

Wie auch heutzutage üblich waren die Karnevalszüge in vergangenen Zeiten nicht nur Paraden vorbeiziehender Wagen und Gruppen, vielmehr lebten und leben sie von dem regen Austausch zwischen Zugteilnehmern und Zuschauern, was sich z.B. darin äußert, dass allerlei Hochprozentiges hin- und herwechselt. Von den Kindern bestaunt steigen auf unserem Bild die zum Damenkomité Germania gehörenden "Kleinen Winzerinnen vom Rhein" (Jenna Vendel und Therese Rott) bestens gelaunt von ihrem Wagen, um in der Gaststätte von "Schlössers Änn" in der Brunnenstraße (heute "Zur Quelle") eine Stärkung zu sich zu nehmen.

März

Cementwaren-Fabrik Klein & Co, 10-er Jahre

Kamin- und Schornsteine, Rohre, Tröge jeder Art, "Wäschpännchen", Pflastersteine, sogar Grabsteine: Eine große Vielfalt an Produkten aus Zement bzw. Beton bot die an der Grenze zu Bornheim, zwischen der Kartäuser- und heutigen Herderstraße, gelegene Cementwarenfabrik Klein & Co an, die Gottfried Klein im Jahre 1903 mit Bauunternehmer Adolf Weiler als Kompagnon gegründet hatte. Bald schon konnte man stolz auf die Goldmedaillen verweisen, welche die in ganz Deutschland geschätzten Zementwaren auf Gartenbau- und anderen Ausstellungen in Köln, Krefeld, Wiesbaden und andernorts errungen hatten. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg gab Kleins Sohn Heinrich jedoch - den Bauboom der Nachkriegszeit verpassend - die Produktion auf, das Fabrikgelände verwandelte sich in ein ländliches Idyll, bevor die Gebäude um 1970 verlassen und 1981 abgerissen wurden.

April

"Baachjasse Pänz", ca. 1943

Die Bachgasse, heute aus unerfindlichen Gründen Berliner Straße genannt, bildete seit jeher das Herz des Oberdorfs, dessen Bewohner in besonderem Maße die dörflichen Traditionen hochhalten und bis heute ein ausgeprägtes Gemeinschafts- und Nachbarschaftsleben pflegen. Die Straße dürfte bereits in mittelalterlicher Zeit besiedelt worden sein, als es in dem vom sumpfigen Gelände eingegrenzten eigentlichen „Dorf“, der heutigen Brunnenstraße, zu eng wurde. Von meist kleinen Fachwerkgehöften und -häusern bestanden, bewahrte die Bachgasse bis in die 70-er Jahre hinein ihr dörfliches Gesicht. Eine trotz Kriegszeiten fröhliche Gruppe von Kindern des Oberdorfs wurde dort anlässlich einer Kinderkommunion fotografiert.

Mai

Metzgerei Loeb in der Brunnenstraße, 1908

Grüße an ihre Tante Marie Wolff, die sich in Kur befand, sandten mit dieser Ansichtskarte im Jahre 1908 die Kinder der Familie Loeb. Das Bild zeigt Franziska, Elsa, Philipp und Joseph Loeb vor der Metzgerei, die - vom Großvater um 1860 gegründet - nun von den Eltern David und Regina Loeb betrieben wurde. Ungeachtet des hohen Ansehens, das die jüdische Familie über Jahrzehnte hinweg bei den Roisdorfern genoss, sollte die Metzgerei in der Progromnacht vom 10.11.1938 verwüstet werden. Regina Loeb musste dies und die Verhaftung ihrer Söhne schwer erkrankt im Krankenhaus erfahren. Sie verstarb wenige Tage später. Allein Sohn Joseph, mit einer Nichtjüdin verheiratet, überlebte den Terror der Nationalsozialisten. Die Ansichtskarte entstammt seinem Nachlass.

Juni

Siedlung Mörnerstraße im Bau, 1954

Mit der Vertreibung der Bevölkerung aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sahen sich die restlichen deutschen Gebiete, insbesondere die Westzonen, einem Zustrom von Millionen entwurzelter Menschen gegenüber, der angesichts der Kriegszerstörungen kaum zu bewältigen zu sein schien. Auch nach Roisdorf kamen etliche aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern oder dem Sudetenland stammende Familien, für die Arbeitsplätze und Wohnraum geschaffen werden mussten. Einen Beitrag hierzu stellte der Bau der "Mörnerstraße" dar, einer geschlossenen, fast ein eigenes Dörfchen bildenden Siedlung mit modernen Einfamilien- oder Doppelhäusern. Noch heute wissen deren Bewohner die der nachbarschaftlichen Begegnung förderliche Wohnstruktur der Siedlung zu schätzen.

Juli

Villa Gammersbach, 10-er Jahre

Was in den Bauanträgen des Jahres 1908 schlicht als "Landhaus" für den Fabrikbesitzer Gustav Adolf Gammersbach und seine Frau Magdalena bezeichnet wurde, war tatsächlich eine luxuriöse, großbürgerliche Villa inmitten einer parkartigen Gartenanlage, zu der auch ein "Lawn-Tennis-Platz" und ein Schwimmbecken gehörten. Die Villa ersetzte das benachbarte alte Wohnhaus in der Brunnenallee, zu dem Friedrich-Wilhelm Gammersbach, der Begründer der "Militär- Effecten-Fabrik" das ehemalige Kurhaus des geplanten Kurorts Roisdorf umgestaltet hatte. Architekt K. Heyel verstand es geschickt, die Formen des alten Wohnhauses aufzunehmen und mit den aktuellen Formen des späten Jugendstils zu kombinieren. Einem standesgemäßen Leben der Besitzer der florierenden Fabrik stand nun nichts mehr im Wege.

August

Junggesellen-Verein "Freundschaftsbund", 20-er Jah

Obwohl sich die heutigen "Echte Fründe" erst 1994 zusammenfanden, so können die Junggesellen Roisdorfs doch auf eine lange Tradition zurückblicken: Bereits 1792/93 soll hier ein Junggesellenverein gegründet worden sein. Wohl 1894 etablierte sich der Junggesellen-Verein "Gemütlichkeit" im Unterdorf; ihm folgte spätestens 1919 im Oberdorf der Junggesellen-Verein "Freundschaftsbund", dessen Mitglieder, wie auf dem Bild zu sehen, in den 20-er Jahren vor dem Saal von "Pötze Köbes" posierten. In der Mitte der Gruppe präsentiert sich in traditioneller Husarenuniform der Fähnrich, der für das nach strengen alten Regeln praktizierte "Fähndelschwenken" zuständig war. "Wenn dä Mann dat Fähndel schwenk, spröngk die Frau övve Stöhl un Bänk, juhz de Flöt un bumms de Tromm, alles steht un staunt rondöm!" lautet der im Vorgebirge verbreitete Text zum "Rheinischen Schwenkmarsch".

September

Notkirche im Saal Badenheuer, ca. 1970

Nur für die absehbare Zeit der Renovierung der Pfarrkirche sollte ab dem Sommer 1969 die katholische Kirchengemeinde ihre sonntäglichen Hl. Messen im Tanzsaal der Gastwirtschaft Badenheuer, vormals Pütz, in der Nähe des Mineralbrunnens abhalten. Niemand ahnte damals, dass man vier Jahre lang bis zur Fertigstellung einer gänzlich neuen Pfarrkirche mit der Notkirche würde zurechtkommen müssen. Die Wirtsleute, die der Kirchengemeinde ihren Saal zur Verfügung stellten, bemühten sich redlich darum, eine für die Feier der Hl. Messe würdige Atmosphäre zu schaffen: So musste die eigentlich für Karnevals-, Tanz- oder sonstige Veranstaltungen gedachte und gelegentlich weiterhin hierfür genutzte Bühne zum Altarraum hergerichtet, mussten die Stühle in ordentlichen Reihen aufgestellt werden. Erst am vierten Adventssonntag 1973 konnte man in die neuerbaute, wenngleich noch provisorisch eingerichtete Pfarrkirche einziehen.

Oktober

Schulklasse beim Kaiserbesuch in Hersel, 1911

"Der Kaiser ist ein lieber Mann, er wohnet in Berlin. Und wär’ es nicht so weit von hier, so führ ich heut noch hin!" Diese Verse hatten die Kinder der Roisdorfer Dorfschule, ebenso wie die Kinder überall im Deutschen Reich, auf die Melodie des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonskirche zu singen und damit ihre vaterländische Gesinnung einzuüben. Wenn es auch nicht möglich war, nach Berlin zu fahren, so ergab sich für die Roisdorfer Schulkinder doch im Jahre 1911 die Gelegenheit, Kaiser Wilhelm II. persönlich zu sehen, als dieser anlässlich einer Reise an den Rhein in Hersel vorbeifuhr. Zusammen mit ihrem Lehrer Schmidt wurde die Schulklasse zum Gedenken an dieses seltene Ereignis abgelichtet.

November

Einführung von Pfarrer Albert Hartmann, 1935

Bald nach der Feier seines 50-jährigen Priesterjubiläums 1935 zog sich der beliebte Pastor Ignaz Goertz in das Bornheimer Kloster Maria Hilf zurück. Als am 17. November 1935 sein Nachfolger, der aus Köln- Kalk stammende Albert Hartmann eingeführt wurde, empfingen ihn der bisherige Pfarrer und die gesamte Gemeinde mit feierlicher Prozession. Dies geschah im Siefenfeldchen, sozusagen an der Ortsgrenze, wo man gegenüber der Wolfsburg eine aufwändige, mit Tannengrüngirlanden geschmückte Ehrenpforte errichtet hatte. Den unter dem "Himmel" schreitenden neuen Seelsorger geleitete man zum Festhochamt in die Pfarrkirche. Offenbar verstanden es die Roisdorfer in vergangenen Jahrzehnten, Einführungen neuer Pfarrer mit größerer Feierlichkeit zu gestalten, als dies heute der Fall ist.

Dezember

Alte Kirche und Pastorat, 20-er Jahre

Ein prächtiges Ensemble bildeten einst die Roisdorfer Pfarrkirche St. Sebastian mit ihrer mächtigen, in den Jahren 1896/97 in den Formen der rheinischen Spätromanik erbauten Dreiturmanlage und das benachbarte Pastorat, dessen Grundstein nach Plänen des Bonner Kreisbaumeisters Wagner 1888 auf dem Gelände einer baufällig gewordenen Gastwirtschaft mit Tanzsaal und Kegelbahn gelegt worden war. In Anlehnung an die Architektur des Kirchenschiffs war auch dieser Bau in romanisierenden Formen gestaltet worden, dies unter reicher Verwendung von roten und gelben Backsteinen. Zu Beginn des Jahres 1976, noch vor dem Abriss des Kirchenschiffs, erfolgte der Abbruch des bereits längere Zeit nicht mehr als Wohnung des Pfarrers dienenden Pastorats - eine Maßnahme, die der flüssigeren Verkehrsführung an der Straßenkreuzung Siefenfeldchen/ Siegesstraße/ Brunnenstraße/ Ehrental dienen sollte.

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