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Kalender 2012

"Roisdorf wie es war"

Titelbild

Haus Wittgenstein auf dem Metternichsberg

Quelle: Heimatfreunde Roisdorf

Das sommerliche Landhaus derer von Wittgenstein, die ehemalige Höhenburg der Herren von Metternich oberhalb von Roisdorf, erwies sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als zu unbequem und zu klein für die vielköpfige Familie des begüterten und einflussreichen Kölner Geschäftsmanns Heinrich von Wittgenstein. Als Präsident des Dombauvereins gewann dieser als Architekten für einen Neubau des Hauses den Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner, der bereits das Stammhaus derer von Wittgenstein in Köln umgebaut hatte. Die repräsentative Villa im klassischen Stil, die Zwirner 1845 in das weitläufige parkartige Gelände setzte, wurde in den 1860er Jahren, als Heinrichs Sohn Friedrich dort lebte, auf einer von dem Düsseldorfer Landschaftsmaler Heinrich Deiters gestalteten Farblithographie der Serie „Preußische Schlösser und Herrenhäuser“ des Verlags Duncker abgebildet. Der Blick auf das Anwesen geht vom Lindenberg aus, über das „Lehmdahl“, das heutige Ehrental, hinweg. Die Unterschrift des schönen Blattes lautet indes „Wolfsburg“. Offenbar hat der Verlag im fernen Berlin hier einiges verwechselt.

Januar

Roisdorfer Sehenswürdigkeiten

Quelle: Mäsgen, Brunnenallee

Selbstverständlich zählte das anmutige Haus Wittgenstein mit seinem prachtvollen Park zu den Sehenswürdigkeiten, die man immer wieder gerne auf Ansichtskarten von Roisdorf abbildete. Neben der stattlichen Dreiturmgruppe der Pfarrkirche St. Sebastian, dem Ehrenmal am Lindenberg und natürlich dem anmutigen Brunnenpark ist auf dieser Karte auch die Bonner Straße zu sehen. Hierbei ist besonders erfreulich, dass nicht nur das Milchgeschäft Sass festgehalten wurde, sondern auch der Lieferwagen, mit dem Hubert Sass das ganze Dorf mit Frischmilch, Sahne und anderen Molkereiprodukten belieferte – unter anderem einem seither unerreichten Joghurt, der sich in Glasflaschen über einer Schicht von leckerer Marmelade befand, an die es mittels langstieliger Plastiklöffel heranzukommen galt. Nicht nur die Lebensmittel waren es indes, die täglich mit dem Wagen ausgeliefert wurden, sondern auch, mindestens ebenso begehrt, allerlei interessante Neuigkeiten aus dem Dorfleben.

Februar

"Zweigestirn" der Heimatfreunde Roisdorf

Quelle: Heimatfreunde Roisdorf.

War es noch in den 1980er Jahren Ehrensache für jede am Roisdorfer Weiberfastnachtszug teilnehmende Gruppe, ihren Motto- oder Prunkwagen selbst zu bauen – man denke neben den prächtigen Prinzessinnenwagen etwa an die kaum weniger aufwändigen Wagen des TuS-Roisdorf, der KG Vorgebirgssterne und der „Nixen von der Quelle“ –, so bedeutete der Beginn der 1990er Jahre nicht nur wegen der unsinnigen Absage des Zuges im Jahre 1991 eine Zäsur, sondern auch wegen der fehlenden Möglichkeiten, Hallen für den Wagenbau zu finden: Der Centralmarkt etwa stellte seine große Halle leider nicht mehr zur Verfügung. Einen Ausblick auf die drohende Zukunft ohne Wagenbau boten daher die neugegründeten Heimatfreunde mit ihrem röschengeschmückten Miniaturprunkwagen, auf dem Peter Mäsgen als „Prinz“ und Karlheinz Hundhausen als „Jungfrau“ grüßten – nebst Ernst Gierlich als „Bauer“, der indes das Foto schoss und daher nicht zu sehen ist. Ganz so schlimm, wie befürchtet, sollte es nicht kommen: Zum Glück gab und gibt es immer noch einige Roisdorfer Gruppen, die es schaffen, ihre Wagen selbst zu gestalten und damit dem Roisdorfer Zug seine individuelle Note zu verleihen.

März

"Verurteilung durch Pilatus " Kreuzwegstation der

Quelle: Pfarrarchiv St. Sebastian Roisdorf

Über Jahrzehnte hinweg galten sie als verschollen: Die 14 Kreuzwegstationen der alten, 1980 abgebrochenen Pfarrkirche. Entstanden waren die bemalten Kupfertafeln 1889 in der Beueler Malerwerkstatt Waldhoff. Mit passend zur Kirchenarchitektur und zu den Altären in neoromanischem Stil gestalteten Rahmen versehen hingen sie ursprünglich an den Wänden der beiden Seitenschiffe. Wiederentdeckt wurden sie im Jahre 2010 auf einem Speicher, wo die meisten von ihnen die unsachgemäße Lagerung mit leidlichen Schäden überstanden hatten. Unser Bild, die erste Station, zeigt, wie Jesus nach der Verurteilung durch Pilatus zur Hinrichtung geführt wird – eine vielleicht etwas konventionelle, aber doch handwerklich untadelige Darstellung. Einige der alten Kreuzwegstationen werden in der Fastenzeit 2012 in der heutigen Pfarrkirche zu sehen sein und erneut zum betrachtenden Gebet einladen. Übrigens zeigt die hier abgebildete Szene als Besonderheit die Drachenstandarte, die der Scherge trägt: Der Drache, das Wappentier des Pilatus, erscheint in mittelalterlichen Legenden, nach denen der römische Statthalter, seine Grabesruhe nicht findend, in den Schweizer Bergen, dem Pilatusmassiv, als Drache sein Unwesen treiben soll.

April

Dankandacht zur Ersten Heiligen Kommunion

Quelle: Kremer, Bonner Str.

Zu jeder Erstkommunionfeier gehört bis heute eine Dankandacht oder Dankmesse, die am Nachmittag des Weißen Sonntags oder am Folgetag abgehalten wird. Unser Bild zeigt die Andacht vom 21. April 1963: Im Chorraum der Pfarrkirche vor dem auf dem Hochaltar ausgesetzten Sakrament knien, streng nach Jungen (auf der Männerseite) und Mädchen (auf der Frauenseite) gegliedert, die Kommunionkinder, unter den wachsamen Blicken des links auf dem Ambo stehenden Pastors Matthias Ossenbrink. Was dieses Bild so besonders macht, ist, dass es sich um eine der wenigen erhaltenen Farbaufnahmen vom Innenraum der alten Pfarrkirche handelt. Sie zeigt den Innenraum in der Farbfassung der 1950er Jahre, die von dezenten braun-, beige- und altrosa-Tönen bestimmt war und die ursprüngliche, später als kitschig empfundene neoromanische Fassung abgelöst hatte, die in rostrot, saphirblau und gold prangte. Hier ebenfalls noch und in Farbe, wenn auch klein, zu sehen: die Ausmalungen und Mosaike, mit denen 1947 der Kölner Künstler Hans Hansen die Nischen hinter dem Hochaltar ausgeschmückt hatte.

Mai

"Maria-Hilf-Kapellchen" am Friedhof, Mitte 1950er

Quelle: Stadtarchiv Bornheim, Sammlung Zerlett

Fast unverändert zeigt sich noch heute das aus Bruchsteinen gemauerte quadratische „Maria-Hilf-Kapellchen“ an der Ecke Bonner Straße/Maarpfad, das der Bornheimer Heimatforscher Norbert Zerlett in den 1950er Jahren aufnahm. Der Bau ersetzte in den 1930er Jahren ein älteres Kapellchen, dessen Vorgänger wiederum wohl ursprünglich dem Pest- und Aussatzpatron St. Sebastian geweiht gewesen war und das zu dem im 17. Jahrhundert bezeugten, an der Stelle des heutigen Friedhofs gelegenen Siechenhaus gehört hatte. An dieses Kapellchen erinnert bekanntlich die von der Brunnenstraße zur Bonner Straße führende Siegesstraße (urspünglich „Siechesstraße“). Ebenso, wie vor Jahrhunderten ein Opferstock im Kapellchen zu wohltätigen Spenden für die armen Siechen (Aussätzigen und Pestkranken) aufforderte, beinhaltet auch sein heutiger, liebevoll gepflegter Nachfolger einen Kasten, in den mancher Friedhofsbesucher, ein Stoßgebet vor dem schönen Muttergottesbild verrichtend, gerne eine Münze wirft.

Juni

Schaufenster der Brunnen-Drogerie mit Blick in die

Quelle: Mäsgen, Brunnenallee

Im Jahre 1953 eröffnete auf der Bonner Straße, gleich neben der Post, Toni Rechmann in neuerbautem Hause seine „Brunnen-Drogerie“. Mit viel Liebe und Geschmack gestaltete Rechmann fortan die Schaufenster des schmucken Ladens, jeweils den Jahreszeiten entsprechend. Standen manchmal die kosmetischen Produkte und Duftwässer im Mittelpunkt der Präsentation, war es ein anderes Mal Kindernahrung oder auch, wie auf diesem Bild zu sehen, die Spritzmittel für die Landwirtschaft, die er vertrieb, z.B. das bewährte „E 605“. Wer genau hinschaut, kann das Spiegelbild des Fotografen entdecken, und ebenso die gegenüber der Drogerie gelegene Güterbahnhofstraße samt den Schranken des später beseitigten Bahnübergangs vor dem Versteigerungshauptgebäude.

Juli

"Endlich gehen die Schranken hoch", 1955

Quelle: Stadtarchiv Bornheim, Sammlung Trümpener

Auch den Bahnübergang auf dem Herseler Weg, den die Vorgebirgsbauern überqueren mussten, wenn sie ihre Waren bei der Kreis Obst- und Gemüseversteigerung abliefern wollten, gibt es seit den 1990er Jahren nicht mehr. Der Rückstau der Trecker mit ihren Anhängern, der sich dort nicht allein wegen des Bahnübergangs, sondern auch wegen der langwierigen Abfertigung in der Versteigerung selbst bildete, reichte bis weit in beide Richtungen der Bonner Straße hinein. Glücklicherweise gab es kurz vor dem Bahnübergang den Laden der Familie Sturm/Schaefer, in dem es das beste Speiseeis weit und breit (Erdbeer, Vanille, Schokolade) zu kaufen gab, das nicht nur den mitfahrenden Kindern die Wartezeit vor der Schranke versüßte. Schon vor der Schließung des Bahnübergangs wurde auch Sturms Eisladen geschlossen, so dass heute die aus unerfindlichen Gründen in „Frankfurter Straße“ umbenannte Straße als abgeschiedene Wohnstraße erscheint.

August

Werbeplakat für den Mineralbrunnen, Anfang 1950er

Quelle: Heimatfreunde Roisdorf

Mit dem Roisdorfer Brunnen ging es in den Nachkriegsjahren rasch aufwärts, was nicht zuletzt daran gelegen haben dürfte, dass die Brunnenverwaltung intensive und einfallsreiche Werbemaßnahmen betrieb. „Roisdorfer natürlich“ wurde zu einem landauf-landab bekannten Wahlspruch. Für die Gestaltung von Werbeplakaten, so auch von diesem, konnte man zu Beginn der 1950er Jahre einen ganz besonderen Künstler gewinnen: Den Maler Hann Trier (1915-1999), der von 1946 bis 1952 in der Vorburg der Bornheimer Burg wohnte und dort auch sein Atelier betrieb. Trier, neben Georg Meistermann der bedeutendste Vertreter des Informel, also der abstrakten Malerei, im Rheinland, gründete 1947 mit Prof. Hubert Berke und Joseph Faßbender die „Donnerstag-Gesellschaft“, die auf dem Alfterer Schloss Lesungen, Vorträge, Diskussionen, Konzerte und Ausstellungen veranstaltete und die wesentlich dazu beitrug, dass die deutsche Bildende Kunst nach Krieg und Nationalsozialismus an die internationale zeitgenössische Kunst anzuschließen vermochte.

September

"Hau den Lukas" auf der Roisdorfer Großkirmes 1956

Quelle: Stadtarchiv Bornheim, Sammlung Trümpener

Für die Roisdorfer Kinder war die dreitägige Großkirmes, die hier seit 1932 alljährlich am vierten Sonntag im September begann, stets ein besonderes Ereignis, dem sie entgegenfieberten. Am Ausgang der Friedrichstraße in die Siegesstraße, also zwischen der Gaststätte Hamacher und dem ehemaligen Bahnhöfchen des „Feurigen Elias“, lockten allerhand Buden, eine Schiffs- oder gar Überschlagschaukel und als besondere Attraktion ein großes Kettenkarussell zum Besuch. Natürlich gehörte hierzu auch ein „Hau den Lukas“, an dem die bereits heranwachsenden Jungen gerne ihre Kräfte demonstrierten. Der langjährige Vorgebirgs-Reporter des Bonner General-Anzeigers, Sepp Trümpener, hielt diese Szene in einem Foto fest, das später, wie sein gesamtes Fotoarchiv, dankenswerter Weise den Weg in das Bornheimer Stadtarchiv fand.

Oktober

Die "Kapelle Heister" spielt auf, Ende 1920er Jahr

Quelle: Vianden, Güterbahnhofstraße

Mit großem Erfolg spielte sie in den späten 1920er Jahren in den Sälen von Roisdorf und Umgebung zum Tanz auf: Die „Kapelle Heister“, die wir hier am gartenseitigen Ausgang des „Dreikaisersaales“, des Saales der Gaststätte Schlösser in der Brunnenstraße, des heutigen „Weekend“, sehen. Geleitet wurde die Kapelle von Josef Heister, hier am Piano, dem Sohn des Roisdorfer Hauptlehrers Johann Heister, des Dirigenten von Kirchenchor und Mandolinenclub. Mit Violine zu sehen: Wilhelm Rübenack. Am Schlagzeug: Hubert Lersch, der an der Kölner Musikhochschule Perkussion studierte und im Mandolinenclub für sein virtuoses Xylophon-Spiel bekannt war. Bei den beiden jungen Herren mit Kontrabass und Saxophon soll es sich um Peter und Hermann Same handeln, doch ist dies bislang nicht zu sichern. In seltsamem Kontrast zueinander stehen die alpenländisch angehauchte Tracht der Roisdorfer Musiker und das mondäne Tango-Tanzpaar, dessen Bild das Schlagzeug schmückt – gewiss ein Hinweis auf die Vielfalt des musikalischen Repertoires.

November

Ehemaliges Kurhotel Rech am Bahnhof, ca. 1960

Quelle: Stadtarchiv Bornheim, Sammlung Zerlett

Einen Aufschwung seiner Geschäfte versprach sich Brunnenpächter Gerhard von Carnap durch die Anbindung des Ortes an die Strecke der 1844 eröffneten Bonn-Cölner-Eisenbahn, deren Bau er maßgeblich mit betrieben hatte. Schräg dem neuen Stationsgebäude gegenüber, an der westlichen Ecke Brunnenallee/ Bonner Straße, entstand damals ein stattliches Kurhaus, nördlich des Stationsgebäudes einige für Fremdenbesuch eingerichtete Häuser. Südlich des Stationsgebäudes aber errichtete man ein Kurhotel, das der aus Olsdorf stammende Heribert Rech betrieb. Außer dem – erneuerten – Stationsgebäude sollten die Teile des repräsentativen architektonischen Ensembles später nach dem Scheitern der Kurortprojekte einer anderen Nutzung zugeführt werden. Das ehemalige, gewiss einst noble Kurhotel Rech – wir sehen hier seine rückwärtigen Teile in bereits wenig repräsentativem Zustand – war zuletzt in Sozialwohnungen unterteilt und recht marode. Der Abbruch erfolgte um 1970. Es teilte damit das Schicksal des schönen Stationsgebäudes, das man damals ohne Rücksicht auf seine Denkmalwürdigkeit beseitigte.

Dezember

Turm der Pfarrkirche St. Sebastian, 1985

Quelle: Gierlich, Siefenfeldchen

Auch die neoromanische Architektur der Pfarrkirche wurde in der Zeit um 1970 wenig wertgeschätzt. Die alte Kirche hatte, wenigstens nach Auffassung des Kölner Generalvikariates, getrost zu weichen, wenn man mit demselben Aufwand eine moderne neue Kirche erbauen konnte, was denn auch alsbald geschah. Diese Auffassung begann sich jedoch allmählich zu ändern. So wurde beim Abriss des alten Kirchenschiffs im Jahre 1980 davon abgesehen, auch die vorgelagerte Dreiturmgruppe – zwanzig Jahre jünger als das Schiff und von ihrem Baumeister Adam Rüppel aus Bonn besser fundamentiert – zu beseitigen bzw., was auch angedacht war, sie auf den Hauptturm zu reduzieren. Stattdessen ergänzte man die rückwärtigen Teile in romanisierenden Formen und erhielt so – zusätzlich zu einer Kapelle hinter dem Hauptportal – Räume für die Jugendarbeit der Pfarrgemeinde. Auf diese Weise konnte wenigstens die das Roisdorfer Ortsbild wesentlich prägende Dreiturmanlage erhalten bleiben. Heute genießt sie den ihr gebührenden Denkmalschutz.

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