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Kalender 2008

"Roisdorf wie es war"

Titelbild

Mineralbrunnen zu Roisdorf, ca. 1840

Der Stahlstich, auf dem man den Roisdorfer Mineralbrunnen in der Zeit um 1840 bewundern kann, ist vielen Roisdorfern gut bekannt. Er zeigt das Gelände an der Ecke Brunnenstraße/Brunnenallee mit dem markanten, später in die Siegesstraße translozierten Kontor und Gastwirtschaftsgebäude und den kunstvollen, zum Verweilen der Kurgäste einladenden Pavillons. An das Ende der mit Pappeln bestandenen Brunnenallee platzierte der Zeichner das Panorama der Stadt Bonn, um so die Nähe zur bekannten Stadt am Rhein zu demonstrieren. Die Station der Bonn-Cölner-Eisenbahn, die eigentlich dort zu erwarten wäre, fehlt: Die Eisenbahn sollte erst 1844 ihren Betrieb aufnehmen. Vor das Ganze setzte der Zeichner eine bukolische Szene mit – real nicht vorhandenen – Felsen und Ziegen, die den ländlichen Charakter des Ortes unterstreichen sollte. Das schön kolorierte Blatt, gestochen und gedruckt von J. Schumacher und Emden, das aus einer vom Bonner Verlag T. Habicht in mehreren Auflagen herausgegebenen Sammlung von Ansichten sehenswerter Orte entlang des Rheins stammt, war natürlich dazu bestimmt, für den Kurbetrieb zu werben, den damals der engagierte Brunnenpächter Gerhard von Carnap leitete, und in der Tat liefen die Geschäfte gerade in jenen Jahren besonders gut.

Januar

Schlittenfahrer auf dem Lindenberg, Anfang 1950er

In schneereichen Wintern war der „Lindenberg“ wegen seines sehr starken Gefälles, aber auch weil dieser Hohlweg ganz ohne Fahrzeugverkehr war, die bevorzugte Abfahrtstrecke der Schlittenfahrer. In den späten Nachmittags und den Abendstunden war diese meist durch lenkbare Schlitten mit älteren Kindern und Jugendlichen belegt. Als Jüngerer durfte man oft nur dann auf einem „Lenkbaren“ mitfahren, wenn man beim Hochziehen des schweren Schlittens geholfen hatte. Die rasenden Abfahrten waren natürlich nicht ganz ungefährlich und wurden daher durch vielstimmige Warnrufe „Lenkbare“ begleitet. An der Einmündung Brunnenstraße/Siefenfeldchen standen oft Zuschauer, welche die wenigen Fahrzeuge, meist Pferdegespanne, kurzfristig stoppten. Die normale Fahrt endete bei den meist guten Schneebedingungen erst an der Vorgebirgsbahn, der jetzigen Linie 18 – oft aber auch früher durch Stürze, und wenn es ganz schlimm kam, an der Mauer des Hauses Ecke Brunnenstraße/Siegesstraße. Auf unserem Bild sieht man, ihren Schlitten den Berg hinauf schleppend, (v.l.n.r.) Gerd Lersch, Franz Schmitz, (?) und Heinz Weber.

Februar

Weiberfastnacht auf dem Schulhof, 1957

Auf dem Schulhof der alten Volksschule in der Brunnenstraße lichtete Lehrer Görtz eine Gruppe von Fastnacht feiernden Mädchen ab: (v.l.n.r.) Lilo Grawlig, Annemie Kentenich, Marlene Hack, Marlies Zerlett, Renate Schneider, Brigitte Alef, Gisela Ewert, Marianne Gassen, Klara Tönnessen, Anneliese Giesen, Anni Rech, Maria Schmidt, Beate Schaden und Wilma Becker. Als „Baby“ im Kinderwagen: Anni Löhrer. Viel Aufwand wurde damals mit den FastnachtsKostümen – wenn man sich überhaupt verkleidete – nicht gemacht: Ein jeckes Hütchen oder ein Kopftuch genügten vollkommen. Offenbar ließ man sich dabei gerne von aktuellen Filmen inspirieren: Ein Blütenkränzchen mit seitlich herabhängenden bunten Bändern aufgesetzt und schon war die ungarische „Piroschka“ fertig. Seinen Spaß hatte man auch bei wenig Aufwand allemal.

März

„Das Pastorat wird abgerissen!“, 1976

Obwohl das Ende bereits seit mehreren Jahren beschlossene Sache war, tat es doch vielen Roisdorfern in der Seele weh, als im Jahre 1976 die Bagger anrückten, um das schöne alte Pastorat einzureißen, das im Jahre 1888 von Kreisbaumeister Wagner unter reicher Verwendung von roten und gelben Backsteinen in romanisierenden Formen erbaut worden war. Mit dem ebenfalls neuromanischen Turm der benachbarten Pfarrkirche St. Sebastian hatte das Pastorat ein repräsentatives Ensemble gebildet, und wohl jeder katholische Roisdorfer hatte es in seinem Leben mehrmals mit gewisser Ehrfurcht bei den Besuchen beim jeweiligen Pfarrer betreten. Nun musste es aufgrund – aus heutiger Sicht äußerst zweifelhafter – verkehrstechnischer Überlegungen weichen, die auch bereits eine Rolle gespielt hatten, als man sich 1970 für die Aufgabe der alten Pfarrkirche entschieden hatte. Der Abbruch des Kirchenschiffs sollte 1980 folgen. Auch noch in ruinösem Zustand führte das Pastorat die hohe Qualität seiner Architektur vor Augen.

April

Hotel-Restaurant „Heimatblick“, ca. 1970

Den herrlichen Blick von den mit Weinbergen bestückten Höhen oberhalb von Roisdorf auf Bonn, das Siebengebirge und die KölnBonner Bucht priesen bereits Beschreibungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den geradezu überwältigenden Ausblick von einem der höchsten Punkte des Villerückens touristisch zu nutzen, war indes erst die geniale Idee von Heinrich Kempf, der in den 1950er Jahren dort inmitten der ausgedehnten Brombeerplantagen, welche die Weinberge ersetzt hatten, eine Gartenwirtschaft etablierte. Hauptattraktion war neben dem grandiosen Ausblick das dort ausgeschenkte süffige „Rebellenblut“. Bald machte das Anwachsen des Besucherzustroms es erforderlich, die kleinen Lauben und Pavillons durch größere Gebäude zu ersetzen, bis man in den späten 1960er Jahren daranging, ein großzügiges und modernes Restaurant mit Hotelbetrieb zu errichten. Seither bildet der „Heimatblick“ einen der wichtigsten touristischen Anziehungspunkte der Region.

Mai

„Engelchen“ vor Fronleichnamsaltärchen, ca. 1948

Für die Anwohner des Weges der Fronleichnamsprozession war es in früheren Jahrzehnten stets eine Selbstverständlichkeit, nicht nur einen Blütenteppich auf der Straße anzulegen und den Straßenrand mit rot oder gelbweißen Fähnchen zu bestücken, sondern das Allerheiligste auch mit einem eigenen Fronleichnamsaltärchen zu ehren. Jeder verfügte über Marien oder Herz-Jesu-Statuen, Kruzifixe, Engelsfiguren oder Bilder, die für die Gestaltung eines solchen Altärchens geeignet waren. Auf unserem Bild posieren bei dem Altärchen vor dem elterlichen Haus auf der Bonner Straße Anneliese und Renate Giesen als sog. „Engelchen“, d.h. als Streukinder mit weißen Kleidchen, Kränzchen im Haar und Blütenkörbchen. Auch heute sind am Wegrand der Prozession noch ähnliche Altärchen zu bewundern, wenn es auch in den letzten Jahren leider immer weniger geworden sind. Mit ein wenig Kreativität und Engagement der Anwohner wäre dieser schöne Brauch leicht wieder zu beleben.

Juni

Das „Lehmdal“ macht seinem Namen Ehre, 1960er Jahr

Ein Bild, das für Roisdorf typisch ist und im Abstand von wenigen Jahren immer wiederkehrt: Sommerliche Unwetter mit Starkregen lassen mit Erdboden vermischte Wassermassen die Einschnitte im Vorgebirgshang hinunter schießen, insbesondere die Schussgasse (daher wohl der Name), das Ehrental (früher bezeichnenderweise „Lehmdal“) und die Wolfsschlucht im Siefenfeldchen („Siefen“ bezeichnet einen Taleinschnitt mit Bach). Die am Fuß des Hanges gelegenen Straßen werden schnell mit einer dicken Schicht von gelbem Lößboden und Unrat überschwemmt, so dass die Freiwillige Feuerwehr anrücken muss, um alles wieder sauber zu machen, wobei diese sich sicherlich darüber freuen würde, wenn die Anwohner statt – wie auf unserem Bild – interessiert zuzuschauen selbst Besen und Schaufel schwingen würden.

Juli

Pfarrkirche St. Sebastian im Bau, 1974

Während die Pfarrgemeinde ihre Gottesdienste in der Notkirche im Saal Badenheuer oder in der Kapelle des St.Josef-Heims abhielt, gingen in den Jahren 1972 bis 1974 die Bauarbeiten an der neuen, auf dem Gelände des ehemaligen Clarenhofs platzierten Pfarrkirche rasch voran. Architekt Theo Scholten hatte mit dem längsrechteckigen Saalbau aus Backstein – mit westlicher Giebelfront, südlicher Seitenkapelle und nördlichem Sakristeitrakt – eine betont schlichte und zweckorientierte Architektur geschaffen, die das „Zelt Gottes unter den Menschen“ symbolisieren sollte. Rechtzeitig vor Weihnachten, am 4. Adventssonntag, konnte in dem noch provisorisch eingerichteten Gotteshaus die erste Hl. Messe gefeiert werden. Bis zur Weihe wartete man bewusst auf den Sonntag der folgenden Großkirmes, den 20. September 1975.

August

Sommerliches Hofidyll, Ende 1920er Jahre

Ein sommerliches Idyll bietet uns das Augustbild: Der wohlgenährte kleine Peter Hennes (Ühlelauchs Pitter) sitzt sichtlich zufrieden auf einem Teppich vor dem Scheunentor des elterlichen Hofes, neben pickenden Hühnern und Misthaufen. Ein Bild, wie man es heute sicherlich in keinem Roisdorfer Hof mehr aufnehmen könnte. Warum der Vater den Krähenvogel ans Scheunentor genagelt hatte, ist Peter Hennes heute nicht mehr bekannt.

September

Lehrerschaft der Volksschule, ca. 1924

Als „Lehrersiedlung“ wird gerne das Neubaugebiet bezeichnet, das in den 1990er Jahren in unmittelbarer Nachbarschaft der Sebastianus-Schule entstand. Man hatte die neuen Straßen nach Pädagogen benannt, die sich um die Roisdorfer Jugend verdient gemacht hatten. Von dem „Sebastianusweg“ geht so die Hilger-ThiesenStr. ab, benannt nach dem Roisdorfer Bauernsohn, der von 1818 bis 1839 die neu gegründete Dorfschule leitete, ebenso die Straße, die nach Rektor Josef Görtz, Lehrer von 1929 bis 1971, benannt wurde, der das Roisdorfer Ortsgeschehen seiner Zeit im Bild dokumentierte. Der Johann-Heister-Weg erinnert an den von 1885 bis 1924 wirkenden Hauptlehrer, der sich stark im Roisdorfer Vereinsleben engagierte und von 1924 bis 1933 Ortsvorsteher war. Der Lucie-Simon-Weg ist einer beliebten Lehrerin gewidmet, die von 1905 bis 1947 ganze Generationen von Roisdorfer Mädchen betreute. Auf unserem Bild sind links außen Fräulein Simon und in der Mitte Hauptlehrer Heister zu erkennen, die es sich zusammen mit ihren Kollegen Schleimer, Schmitz, Fräulein Wirtz und Dahm beim Gläschen Wein im Freien gemütlich gemacht haben.

Oktober

Luftbild des Mineralbrunnens, 1958

Einen neuen Aufschwung erlebte nach in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg der Roisdorfer Brunnen. Die Abfüllanlagen wurden modernisiert, neue Verwaltungsgebäude und Lagerhallen errichtet, eine stattliche Flotte von Lastwagen mit der Aufschrift „Roisdorfer natürlich“ transportierte das Mineralwasser in entfernte Regionen. Unser Luftbild zeigt den Mineralbrunnen in dieser Zeit des Aufschwungs, als auch das auf der anderen Seite der Brunnenallee gelegene Gelände, auf dem sich bis dahin Obstwiesen und Sumpf befunden hatte, verstärkt einbezogen wurde. In seiner Umgebung sieht man noch manches, heute nicht mehr existierende Gebäude, wie das Stellwerk am Bahnübergang, Gaststätte und Saal Badenheuer oder die erst in jüngerer Zeit verschwundenen, ehemals zum Ensemble des Brunnenhauses gehörenden Häuser am Ausgang der Schussgasse.

November

Altarbild der Friedhofskapelle von 1917

Anlässlich seines 25jährigen Firmenjubiläums stiftete Brunnenpächter Wilhelm Custor im Jahre 1901 die stattliche Summe von 10.000 Mark für den Bau einer Roisdorfer Friedhofskapelle. Als man den Friedhof 1907 erstmals erweiterte, schritt man zum Bau der Kapelle im neugotischen Stil, unter deren Altar der 1905 verstorbene Stifter sein Grab fand. Das großformatige Altargemälde der Kapelle – hier eine Fotografie wohl aus den 1950er Jahren –, eine qualitätsvolle Darstellung der Auferstehung Christi, wurde 1917 von dem Bornheimer Malermeister H. Streng angefertigt, der nicht nur Anstreicher, sondern auch begabter Kunstmaler war und von dem sich manches weitere künstlerische Kleinod – etwa eine St.-Donatus-Darstellung in der Bornheimer Pfarrkirche – erhalten hat. Beim Umbau der Kapelle 1967 weggeräumt, war das Altarbild lange Zeit vergessen, bevor man es vor einigen Jahren auf einem Dachboden wiederentdeckte. Seither harrt es im Keller der Sakristei dringend einer erneuten würdigen Aufhängung in einem kirchlichen Gebäude.

Dezember

Inneres der Pfarrkirche mit Adventskranz, Mitte 19

Lichtdurchflutet präsentierte sich in den 1950er Jahren trotz der späten Jahreszeit der Innenraum der Pfarrkirche St. Sebastian, nachdem er unter der Leitung von Pastor Matthias Ossenbrink im Geist der liturgischen Erneuerungsbewegung gründlich modernisiert worden war: Die dunkle Buntheit der Wandbemalung war ebenso beseitigt worden wie die als schwer empfundenen neuromanischen Ausstattungsstücke Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel. Stolz ließ Ossenbrink den neuen Innenraum samt neuen, schlichten Altären und dem riesigen, wie ein mittelalterlicher Radleuchter im Chor aufgehängten Adventskranz – eine bis vor kurzem gepflegte schöne Roisdorfer Besonderheit – von einem professionellen Fotografen ablichten. Er ließ mit der Fotografie ein aufwändiges Schmuckblatt gestalten, auf dem sein Porträt mit dem Zitat aus dem Messkanon, „Ich liebe, Herr, die Zierde deines Hauses, die hehre Wohnung deiner Herrlichkeit“ (Ps 26,812) umgeben war. Ein langer Bestand war dieser Zierde indes nicht vergönnt: Schon 1969, also etwa 15 Jahre später, musste Ossenbrink noch erleben, dass der letzte Gottesdienst in seiner schönen Pfarrkirche stattfand.

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